Vom Kindergarten auf dem Weg zum Familienstützpunkt: Das Familienzentrum St. Magnus in Marktoberdorf
Der Kindergarten St. Magnus in Marktoberdorf im Allgäu hat sich in den vergangenen sieben Jahren zum Familienzentrum entwickelt. 75 Kindergartenkinder und 88 Grundschulkinder aus 14 Nationen werden in der Einrichtung betreut. Auch 10 Kinder mit erhöhtem Förderbedarf besuchen das Familienzentrum.
Seit einigen Jahren verankern wir den EEC-Ansatz in unserem Haus, denn als Familienzentrum wollen wir neben der Verantwortlichkeit für das gute Heranwachsen der Kinder auch offen und neugierig sein auf die Familien der Einrichtung und aus dem Stadtteil.
Unsere Leitung besuchte 2011 die EEC-Beraterausbildung in Berlin. Seitdem haben wir in mehreren EEC-Einrichtungen hospitiert und uns weitergebildet in den Bereichen Pädagogische Strategien, zur Beobachtungssystematik, zum EEC-Code und zur offenen Arbeit. Die Pädagogischen Strategien und die Beobachtungssystematik setzen wir inzwischen im pädagogischen Alltag um.
Die offene Arbeit haben wir mittlerweile in unserem Schulkindbereich eingeführt, im Kindergartenbereich sind wir dabei: Wir arbeiten nach dem Bezugserziehersystem und führen regelmäßig „Erlebnisweltentage“ durch, an denen das gesamte Haus mit einzelnen Funktionsbereichen („Erlebniswelten“) offen für die Kinder steht. Kinder mit erhöhtem Förderbedarf begleiten wir dabei besonders.
Im kommenden Jahr steht der umfassende Neubau unseres Hauses an. Danach wollen wir auch im Kindergarten in die Öffnung gehen.
Mit den Fördergeldern der Heinz und Heide Dürr Stiftung konnten wir Fortbildungen in Sachen EEC-Ansatz und die Begleitung von Mitarbeiterinnen unterstützen, um die EEC-Grundlagen weiterhin im Team zu verankern.
Angebote für Eltern und Familien versuchen wir passgenau zu gestalten: Wir hören bei Aufnahme-, Eingewöhnungs- und Elterngesprächen genau hin, welche Bedarfe die Eltern und Familien haben, und fragen diese auch bei „Votings“ ab. Eltern können dabei Punkte vergeben, was sie wünschen oder brauchen.
Unsere Koordinatorin erstellt daraus Angebote der Familienbildung – abgestimmt mit der Konzeption, mit dem Leitungsteam des Familienzentrums und mit unseren Kooperationspartnern. Teilweise führt die Koordinatorin Kurse selbst durch oder begleitet sie.
So entstanden Ideen wie
- das „Nationenkochen“, bei dem Mütter verschiedener Länder ihre
Kochkenntnisse weitergeben - Vater-Kind-Aktionen wie „Vogelhäuschen bauen“
- Ernährungsvormittage
- ELTERN STÄRKEN Erziehungsworkshops
- die Mama-Kleinkindergruppe „Zusammen wachsen“
- kreative Elternkurse wie Filzen oder Töpfern
- die Raumvermietung für Kindergeburtstage
- das monatliche Elterncafé – auch mit Referenten zu vielen Themen rund um
Erziehung und Gesundheit
Dank der Fördergelder der Heinz und Heide Dürr Stiftung konnten wir die Stelle der Einrichtungs-Koordinatorin seit Januar 2015 sichern.
Die Koordinatorin hat folgende Aufgabenbereiche:
- Aufbau und Aufrechterhaltung eines Netzwerks von Kooperationspartnern
Netzwerkpartner sind zur Zeit: Schulsozialarbeit, Erziehungsberatungsstelle,
Koordinierende Kinderschutzstelle (Koki), Koordinatorin für Familienbildung
des Landkreises Ostallgäu (Aufbau der „Familienstützpunkte“), Haus der
Begegnung (Mehrgenerationenhaus), Volkshochschule, Kirchengemeinde,
benachbarte Kinderkrippe - Entwicklung und punktuell auch Durchführung von Kursangeboten
- Koordination der Angebote in Kooperation mit allen im Familienzentrum
beteiligten Mitarbeiterinnen und Kooperationspartnern - Entwicklung, Koordination und Begleitung von Formen der Elternbegleitung,
z. B. Elternforen, Elterncafés, teils Planung und Reflexion von Angeboten sowie
Beteiligung an der Elternbeiratsarbeit - Öffentlichkeitsarbeit
- Erledigung der erforderlichen Verwaltungs- und Organisationsaufgaben für die
Angebote im Familienzentrum - Teilnahme an Dienstbesprechungen im Familienzentrum
- Sicherstellung von Dokumentation und Präsentation der Projekte im
Familienzentrum
Drei Mitarbeiterinnen starteten dank der Fördergelder mit einer Fortbildung zum Marte-Meo-Praktiker. Diese videogestützte Beobachtung hat das Ziel, auf allen Ebenen Menschen zu ermutigen, ihre eigene Kraft zu nutzen, um Entwicklungsprozesse voranzubringen und anzuregen. Wir merken, dass dadurch die EEC-Beobachtung noch intensiviert werden kann.
Im kommenden Jahr wird das Familienzentrum St. Magnus Familienstützpunkt im Landkreis Ostallgäu. Dies bedeutet, dass wir für die Familienbildung über das Haus hinaus zuständig sind. Wir sehen dies als große Chance, den EEC-Gedanken weiter zu verbreiten durch unsere Haltung, das wertschätzende Hinhören auf die Bedarfe der Familien und durch unsere konkreten Angebote.
Hilde Beck-Held, Oktober 2015