Vätertreff

Zur Nachahmung empfohlen, ein Erfahrungsbericht von Stefan Pfeifer

Zuerst las ich mir das Buch durch und erzählte einem Erzieher davon. Der war ebenfalls von den Anregungen des Buches infiziert. Wir dachten uns, daß es vielleicht anderen Vätern ähnlich ergeht und so luden wir beide zu einem offenen Abend für Väter ein. Wir waren selbst überrascht, über die Reaktionen und Rückmeldungen von Vätern aus dem Kinderhaus und darüber hinaus.

Am ersten Abend waren wir zehn Väter und es war ein intensiver Austausch. Obwohl sich viele noch gar nicht kannten, entstand schnell eine sehr dichte Atmosphäre mit großer Offenheit. Viele Fragen konnten zunächst nur ausgesprochen werden, aber es wurde uns schnell klar, daß wir hier großen Gesprächsbedarf haben und mehr voneinander wissen wollten. Zum Beispiel bei Fragen wie: Wie vereinbart ihr eigentlich Arbeit und Familie?, Wie nehmt ihr euch denn Zeit für euch selbst?, Was hat dein Vater Dir vorgelebt und willst du das auch so?, Was leben wir eigentlich unseren Kindern vor?, Was ist meine Rolle in der Erziehung?, Woran können wir uns eigentlich orientieren heute?, Wie stellt ihr Euch das Vater sein vor und was davon könnt ihr verwirklichen?.

Nach dem ersten Abend, der irgendwie ein großes AHA-Erlebnis war und uns allen klar gemacht hat – wir sind nicht allein als fragende und suchende Väter – war die wichtigste Frage, wann können wir uns wieder treffen?

Der zweite Abend, acht Wochen später, stand unter dem Motto der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In der Auswertungsrunde des ersten Abends hatte dieses Thema die höchste Priorität bekommen. Anhand von Bildern erzählte nun jeder von seiner Situation und seinen Gefühlen, von seinen Bedürfnissen und Zielen zu diesem Thema. Nun ist es ja nicht gerade die Stärke von Männern, in einer Gruppe von ihren Gefühlen zu erzählen und von ihren Schwächen und dem, was nicht gelingt. Keiner mußte sich mehr verstecken und trotz unserer unterschiedlichen Lebenssituationen wuchs immer mehr das Verständnis für die Not des anderen, vielleicht auch deshalb, weil sie jeder selbst auch spürte – mal mehr oder weniger.

Als Theologe mit 20jähriger Berufspraxis habe ich schon viel mit Menschen erlebt, auch in sehr bedrängten Situationen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass in einer Gruppe Männer so offen, ehrlich und wahrhaftig miteinander umgegangen sind und im Gespräch waren. Nach den beiden Abenden dachte ich mir: Männer können auch anders – schön, dass ich das erleben darf. Ich bin sehr gespannt, wie das weiter gehen wird. Unser nächstes Treffen ist jedenfalls schon geplant. Und was vielleicht gar nicht sehr verwundert: ein vergleichbares Treffen für Mütter ist auch schon in Planung.