Evaluationsforschung in Early Excellence Zentren des PFH

Wissenschaft und Praxis im Austausch

Ein Wissenschaftlerteam um Professor Gerd E. Schäfer von der Universität Köln hat über zwei Jahre die Wirkungsweise von Early Excellence Centres (EEC) erforscht. Finanziert wurde die Evaluation, die im Kinder- und Familienzentrum Schillerstraße und in der Barbarossastraße des Pestalozzi-Fröbel-Hauses Berlin durchgeführt wurde, durch die Heinz und Heide Dürr Stiftung. Zum ersten Mal wird wissenschaftlich nachgezeichnet, wie die Umsetzung des EEC-Konzepts von Praktikerinnen gestaltet wird, wie sich die pädagogische Arbeit auf die Lernbedingungen von Kindern auswirkt und die Eltern in die Lernprozesse einbezogen werden. Durch die Evaluation werden auch Erkenntnisse gewonnen, die für die weitere Qualitätsentwicklung des Ansatzes sowie für die Planung und Gestaltung von Transfer‐ und Implementationsprozessen genutzt werden können.

Im kürzlich erschienenen Abschlussbericht wird anhand von Interviews, eigenen Beobachtungen und Elternbefragungen, mit umfangreichen Bildmaterial und Zitaten anschaulich gemacht, welche Schritte erforderlich sind, um Early Excellence in die Praxis umzusetzen. Und es wird deutlich, dass EEC als Prozess zu verstehen ist, der von den Praktikerinnen gemeinsam im Team zu gestalten ist. Ein Prozess, der erfordert, immer wieder in Reflexion zu gehen und aus der eigenen Praxis zu lernen.


Ein kleiner Einblick in die Ergebnisse der Evaluation:

– in Bezug auf die Kinder

EEC wirkt sich in vielfacher Hinsicht positiv auf die Lernbedingungen von Kindern aus. Sie werden zur Eigenständigkeit ermutigt, entwickeln Selbstvertrauen und Sicherheit und werden lösungsorientierter. Dies wird auch bestärkt durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern.

Die offene Arbeit, eine bewusst gestaltete Lernumgebung und für Kinder zugängliche Materialien schaffen nicht nur Anreize zum Lernen, sondern wirken sich auch auf Denkmuster von Erzieherinnen aus. Zitat: „Unsere Haltung Neuem und anderen Personen gegenüber hat sich geändert. Heute sind wir offener für Erwachsene. Erwachsene dürfen hier eben auch länger verweilen. Und Kinder gehen verantwortungsvoller und bewusster mit Materialien um.

Die Praktikerinnen schaffen durch ihr Wissen über die Bedürfnisse der einzelnen Kinder bessere Lernbedingungen. Dies wird durch die Systematik des EEC-Ansatzes, über Beobachtungen und fördernde Angebote, erst ermöglicht. Zitat: Beobachtung wird zur Achtung des Kindes in seiner Identität und seinen individuellen Fähigkeiten. Wichtig ist dabei neben der differenzierten Analyse nach Schemata, Engagiertheit und Bildungsbereichen vor allem auch das Eingehen auf das emotionale Wohlbefinden und individuelle Fähigkeiten von Kindern. Die Instrumente von EEC bewirken so nachhaltige Lernprozesse und stehen für Bildungsqualität, die Kinder auch auf schulische Lernanforderungen vorbereitet. 

Dokumentationen regen Kinder zur Selbstreflexion und zur Kommunikation an. Denn Kinder kommen mit anderen (Erzieherinnen, Kindern und Eltern) darüber ins Gespräch. Zitat: „Je regelmäßiger solch ein Austausch stattfindet, desto sicherer werden die Kinder darin, ihre Erlebnisse in Sprache zu bringen … Durch das interessierte Nachfragen der Erzieherin und Notieren der Antworten merken die Kinder, dass ihre Weltsicht wichtig ist. Das ist nicht nur für Kinder mit Migrationshintergrund auch Sprachförderung.


– in Bezug auf die Eltern

Lernerfahrungen von Kindern können durch Dokumentationen nachvollzogen und so den Eltern besser vermittelt werden. Sie geben den Eltern Einblicke in alltägliche und besondere Ereignisse in der Kita sowie in bildungsrelevante Aktivitäten ihrer Kinder. Kita und Elternhaus gehen in einen Dialog.

Dokumentationen befördern zudem die Reflexion der Eltern über ihre Kinder. Durch den Austausch mit den Bezugserzieherinnen und anderen Ansprechpartnern fühlen sich Eltern ernst genommen in ihren Bedürfnissen und Anliegen. Über Familienzentren treten sie zudem mit anderen Eltern in Kontakt und können eigene soziale Netze aufbauen. Die Elemente von EEC ermöglichen ‚Elternbildung‘ auf Augenhöhe, ohne belehrend zu sein.

Eltern merken, so sagt eine Erzieherin Zitat: „wie wir mit jeder Faser dahinter stehen, und „die spüren das, ob jemand […] wirklich das lebt. Und dann haben es Eltern auch leichter […], mit einem in Beziehung zu treten und selber zu schauen, wie ist das in meinem Bereich. Was beobachte ich zu Hause?


– in Bezug auf die PraktikerInnen

Das EEC-Konzept unterstützt die Erzieherinnen in ihrer Professionalisierung insbesondere durch Praxiserfahrung. Es initiiert Lernprozesse und eine ständige Weiterentwicklung der Methodik. Mit der Umsetzung des Berliner EEC‐Konzeptes haben die Erzieherinnen eine reflektierte Haltung dazu gewonnen, wie wichtig das Zulassen der kindlichen Eigentätigkeit ist, damit das Kind seine Bildungsprozesse vorantreiben kann. Auch wenn dies manchmal für die Pädagoginnen mit der Überwindung eigener Ängste verbunden ist. Zitat: „Es geht (…) darum, im Allgemeinen zu verweilen und tief durch zu atmen und zu sagen `Wie weit lasse ich bestimmte Dinge einfach zu?´

Darüber hinaus werden Teamfähigkeit und das Gefühl gestärkt, sich aufeinander verlassen zu können. Zitat: „Dieses Gefühl darf man nicht unterschätzen, diese Beziehung im Team wird immer wichtiger.

Im Rahmen der Befragung von weiteren Experten, die im Pestalozzi Fröbel Haus für die Umsetzung des Ansatzes verantwortlich zeichnen, betont die Direktorin Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller die Rolle der Praktikerinnen im EEC-Prozess: „Mir liegt daran, Early Excellence als Professionalisierungskonzept anzulegen. Grundlegend ist dafür, dass die konzeptionelle Weiterentwicklung im unmittelbaren Dialog mit der Praxis geschieht und die Erzieher/innen vor Ort aktiv beteiligt sind. Early Excellence kann kein fertiges Konzept sein. Es muss im praktischen Tun, in der Zusammenarbeit mit Kindern, immer wieder neu vorangetrieben werden. Es geht darum den Erzieherinnen das Heft des Handelns in die Hand zu geben und sie dabei zu begleiten.


Ausblick

Auf der Grundlage der Evaluation wird Ende 2010/Anfang 2011 ein Buch veröffentlicht, das PraktikerInnen, MultiplikatorInnen, Einrichtungsträgern und Studierenden ermöglichen wird, für die eigene Praxis aus der Praxis zu lernen. Wir werden hierüber auf unserer Website und im Newsletter informieren.


„Die Erzieherinnen sehen sich als Akteurinnen. Heute sagen sie selbstbewusst‚ ‚wir spielen eine Rolle‘; (…) sie wollen etwas wissen, sie wollen selber noch mal nachfragen und forschen. Zitat Jutta Burdorf-Schulz, aus einem Interview im Evaluationsbericht