Zehn Jahre Familienzentren in Hannover: Fachtag am 29. September 2016
Im Mai 2006 ging die Kindertagesstätte in der Gronostraße als sogenannte „Familienkita“ an den Start. Die Idee: Kindern aus soziokulturell benachteiligten Familien in Stadtteilen mit besonderem Handlungsbedarf Teilhabe zu ermöglichen – und zwar durch ein niedrigschwelliges, bedarfsgerechtes und interdisziplinäres Angebot, das die Familien unterstützt und frühzeitig in die Entwicklungsprozesse ihrer Kinder einbindet. Die Kitas, die rund 97 Prozent aller unter Sechsjährigen in der Stadt betreuen, sind die Schlüsselinstitutionen, um Familien direkt zu erreichen.
Das pädagogische Vorbild kommt aus England. Hier setzen „Integrated Children’s Centres“ seit vielen Jahren den sogenannten Early-Excellence-Ansatz (EEC) um. Daran orientiert man sich in Hannover auch bei den Aufnahmekriterien für Kitas in das trägerübergreifende Programm der heute „Familienzentren“ genannten Einrichtungen: Die Träger und deren Einrichtungen werden anhand von Vergabekriterien im Rahmen eines Bewerbungsverfahren ausgewählt und verpflichten sich unter anderem, das EEC-Konzept einzuführen. Bis heute sind 39 Familienzentren entstanden, drei weitere Kitas werden im kommenden Jahr in das Programm aufgenommen.
Die Angebote in den Familienzentren reichen von Erziehungsberatung, Sprachkursen, Ernährungsberatung bis zu Fitness- und Yogakursen oder Fahrradfahren Lernen. Die Träger arbeiten mit KooperationspartnerInnen in sozialräumlichen Netzwerken zusammen. Außerdem haben sich die Zentren zu Keimzellen weiterer, in die Stadtteile wirkender Programme wie Stadtteilmütter und –väter oder GemeinsamWachsen-Gruppen entwickelt. Darüber hinaus tragen zahlreiche Ehrenamtliche dazu bei, dass Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Religionen und aktuell viele Flüchtlinge in den Familienzentren und in der Stadt wertschätzend und herzlich aufgenommen werden – wie es das Leitbild der Zentren festhält.
Um das anspruchsvolle Modell in Hannover umzusetzen, ist die kontinuierliche Qualifizierung des Fachpersonals in den Familienzentren notwendig. Anknüpfend an Erfahrungen in Berlin, mit inhaltlicher Unterstützung durch den Early-Excellence-Verein in Berlin und finanzieller Unterstützung durch die Heinz und Heide Dürr Stiftung ist ein eigenständiger Fortbildungsbereich für die Fachkräfte in Hannover entstanden.
Regelmäßige Fachtagungen für die MitarbeiterInnen gehören zum Fortbildungsangebot. Der vierte Fachtag am 29. September zum Thema „Handlungskompetenzen für die Arbeit mit Familien“ stand dabei im Zeichen des zehnjährigen Bestehens der Familienzentren in Hannover. Zugleich veranstalteten die Familienzentren Hannover in Kooperation mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung das 7. bundesweite Netzwerktreffen (Walk & Talk) des Early Excellence Vereins.
Oberbürgermeister Stefan Schostok und die Vorstandsvorsitzende der Heinz und Heide Dürr Stiftung, Isa Baumgarten, sowie Stefan Rauhaus, Bereichsleiter im städtischen Fachbereich Jugend- und Familie sprachen die Grußworte zu den über 630 Gästen.
Den Fachvortrag „Wieviel Familie steckt im Familienzentrum? Aktuelle Familienbilder“ hielt Professor Dr. Michael Behnisch, FH Frankfurt um 11.45 Uhr. Arbeitsgruppen schlossen sich am Nachmittag an.
von Andreas Reith, Koordinator Familienzentren Hannover