Warum in Stuttgart Volkerverständigung praktiziert wurde
Vom 30.Oktober bis 01. November 2009 fand der zweite Walk and Talk des Early Excellence Vereins statt. Dieses Mal hatten die Stuttgarter die MultiplikatorInnen eingeladen, sich auszutauschen. Elf Early Excellence BeraterInnen aus Niedersachsen, Berlin, Schleswig Holstein und Baden-Württemberg sind dem schwäbischen Ruf gefolgt.
Ganz nach dem Motto des Treffens wurde am Samstag zunächst gewandert. Waren erst die Stuttgarter Stäffeles (Übersetzung: Stufen) erklommen, bot der Höhenweg über Stuttgart bei herrlichem Sonnenschein einen anregenden Blick auf die Schwabenmetropole. Die, das haben wir später erfahren, heißt bei jungen Leuten nur noch Schduggitown. Auch das war vielen neu: Stuttgart ist eine grüne Stadt und das nicht nur politisch. Und es gibt Standseilbahnen und Zahnradbahnen, die die Höhen erklimmen. Beim 15 km Walk gab es aber auch ausreichend Zeit, sich über die Arbeit an den unterschiedlichen Standorten zu unterhalten.
Endpunkt der Wanderung (gefühlte 20 km) war das Kinder- und Familienzentrum St. Josef, durch das die Gruppe geführt wurde. Entwicklungsordner und Funktionsecken hinterließen auch an einem Wochenende ohne Kinder den lebendigen Eindruck, dass sich in den letzten Jahren in St. Josef vieles im Sinne EEC bewegt hat. Und dass die Elternbeteiligung funktioniert, haben die Besucher dann kulinarisch erfahren dürfen. Sie wurden von sechs Müttern bekocht: ein eritreisches Menü mit türkischem Dessert, selbstgeröstetem Kaffee und türkischen Shei. Die Völkerverständigung ging am Abend bei einem Theaterbesuch weiter. Die Nichtschwaben wurden in schwäbische Eigen- und Mundarten durch Ulrich Kienzle eingeführt und wissen jetzt, dass der Schwabe es nett meint, wenn er sagt: „Wo kommscht denn du als Arschloch her.
Und überhaupt sind die Schwaben musikalisch, zumindest die, die St. Josef managen. Es ist dem Jahrgang 2007 sicher noch in Erinnerung, dass die Sterne des Südens gerne singen und dichten. Und das Lied, das dieses Mal in Stuttgart im Repertoire war, hatte eine gewisse Symbolik: „Nichts verkomma lasse erklärt ganz unhochdeutsch, warum die Schwaben große Taschen haben. Da sind Tupperdösle und Gugs (Übersetzung: Tüten) drin, die sich im Laufe des Tages mit Essensresten oder all dem füllen, was der Schwabe noch so in seinem Häusle verwerten kann.
Am Sonntag besuchten die müden Walker das Kinderhaus St. Stefan und tagten im dortigen Familienzentrum. Anita Wallner-Dietrich, die Leiterin der Einrichtung, erklärte den Gästen bei einem Rundgang das Konzept des Hauses, in dem es überall etwas zu entdecken gibt. Erlebnissräume wie Atelier, Werkstatt, Musikecke mit Schlagzeug und E-Gitarre, Anregungen in jedem Raum, ein Torso des menschlichen Körpers und eine Mathematikecke und Schreibwerkstatt. Das Haus erinnert an das strukturierte und gleichzeitig quirlige Pen Green Center in Corby und zeugt von gewachsener Kreativität. (siehe Portrait)
Abgerundet wurde das Wochenende dann mit einer fachlichen Diskussion zu folgenden Themen: Welche Dokumentationen unterliegen dem Datenschutz und sollten nicht öffentlich zugänglich sein? (Konsens: Zugänglich alles zur positiven Entwicklung der Kinder) Was macht eine gute Führung aus? (Diskussion: unterschiedliche Kompetenzen im Team fördern, Eigenverantwortlichkeit stärken) Was macht EEC u.a. aus? (Antworten: individuelle Angebote, Beobachtungssysteme, deren Ausgestaltung aber offen sein sollte, offene Arbeit ist wichtig für die Entfaltung des Kindes, das Rollenverständnis der Erzieherin wird bei EEC ein anderes) Inwieweit schließen Selbstbildungsprozesse stimulierende Angebote aus? (Stimulieren fördert Selbstbildung)
Weitere Fragen und Diskussionen mussten aufgrund des Zeitmangels auf ein weiteres Treffen verschoben werden. Denn: Auch wenn nur einige MultiplikatorInnen aus dem Netzwerk vertreten waren, waren sich alle einig: Im nächsten Jahr soll wieder ein Walk and Talk stattfinden. Weitere Informationen folgen.
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Regionale Treffen
Zweites Treffen der Region Nord
Zum zweiten Treffen der Region Nord hat Hannover am 03. Dezember 2009 eingeladen. Insgesamt 15 TeilnehmerInnen nutzten die Gelegenheit zum Austausch. Neben den Hannoveranern waren Einrichtungen aus Goslar, Nienhagen, Oerbke und Wolfsburg vertreten.
Nach einer Präsentation des Konzepts der Familienzentren in Hannover (siehe Portrait in Newsletter 2009/1) und einem Hinweis auf den Fachtag (siehe Termine) wurde insbesondere darüber diskutiert, wie ein solches Programm über welche Töpfe finanziert werden kann. In Hannover wird der Umsetzungsprozess politisch unterstützt. Das Programm ist fester Bestandteil im kommunalen Haushalt. Auch die Stadt Wolfsburg hat sich dazu entschlossen, den EEC-Ansatz als pädagogischen Grundsatz in die städtischen Kitas einzuführen. Das Konzept orientiert sich an dem Programm in Hannover. An anderen Standorten muss weiterhin politische Überzeugungsarbeit geleistet werden. Dabei wird aber leider allzu oft deutlich, dass die Kommunen eher über Schlaglöcher nachdenken als über Bildungslücken.
Doch nicht nur politisch muss EEC umgesetzt werden. Da die fachliche Begleitung und der Erfahrungsaustausch aus der Praxis das Konzept geradezu bestimmt, wird in der Region Nord ein Expertenpool aufgebaut. Die einzelnen Standorte sollen so die Möglichkeit haben, sich zu bestimmten Themen Berater ins Haus zu holen.
Das nächste Treffen der Region Nord findet am 11. Juni 2010 in Goslar statt (siehe Termine).
Die Walker
Die Talker
Die Walker and Talker
Das erste Familienzentrum in Hannover, die Gronostraße