Projekte

Elternarbeit im Fokus: Bohnenkamp-Stiftung fördert Bramscher Familienzentren

Die Bramscher Familienzentren wollen die Zusammenarbeit mit den Eltern noch weiter ausbauen und sich dafür nach dem in Berlin entwickelten „Early Excellence“-Konzept weiterbilden. Die Osnabrücker Bohnenkamp-Stiftung fördert das Projekt.

„Early Excellence“ (in etwa: Hervorragende Arbeit mit Kindern in den ersten Lebensjahren) heißt das Konzept, dass den Teams der Kindertagesstätten und in diesem Fall der angegliederten Familienzentren einen anderen Blickwinkel auf die Elternarbeit vermitteln soll. „Seit es die Familienzentren gibt, sind wir offener geworden gegenüber den Eltern, ihren Nöten, Freuden und Bedürfnissen. Wir begegnen ihnen viel mehr auf Augenhöhe. Nicht wir sind die Fachfrauen, sondern die Eltern selbst sind die ersten Experten, was die Kinder angeht“, sagte die Leiterin des Heseper Familienzentrums, Sabine Stein, bei der Vorstellung des Konzeptes.

Erziehungspartnerschaft mit den Eltern

„Wir streben eine Erziehungspartnerschaft mit den Eltern an und wollen uns gemeinschaftlich für das Wohl der Kinder einsetzen“, ergänzte Monika Kramer vom Familienzentrum St. Martinus. Erste Ergebnisse zeige diese Herangehensweise schon: „Wir werden viel häufiger angesprochen als früher!“. Und Christiane große Sextro beschrieb die Erfahrungen: „Wir lernen in den Familienzentren die Eltern sehr gut kennen. Wir sehen nicht mehr nur: Das sind Mama und Papa, sondern erfahren auch viel darüber, wie Mama und Papa leben“. Die Leiterin des Familienzentrums Grüner Brink in der Gartenstadt schilderte eine typische Situation. „Eltern müssen heute oft einen ziemlich stressigen Alltag wuppen. Da kann es schon mal sein, dass jemand mittags genervt ist oder ein paar Minuten zu spät kommt, wenn die Kinder abgeholt werden. Da dürfen wir nicht auch noch die Eltern tadeln. Im Familienzentrum nehmen wir sie erst mal an die Seite und sagen ‚Jetzt trinken Sie erst mal in Ruhe einen Kaffee. Die Kinder sind hier gut aufgehoben‘“.

Auf die Veränderungen im gesellschaftlichen Umfeld seien Erzieherinnen in jeder Kita, nicht nur in den Familienzentren, zwar heute vorbereitet, und lebten dieses „auf Augenhöhe“ auch schon in weiten Teilen, versicherte Stein, aber durch die Fortbildungen im Rahmen des Early Excellence-Konzepts erhoffe man sich, diese Erkenntnisse auf eine noch professionellere Ebene zu stellen.

Weiterbildung in Berlin

Die Verantwortlichen des Osnabrücker Bohnenkamp-Stiftung zeigten sich von dem Early-Excellence-Konzept überzeugt und fördern die Weiterbildung der Leitungen mit rund 13 000 Euro. Das Konzept sieht sechs jeweils mehrtägige Studieneinheiten in Berlin vor, in denen es unter anderem um „individuelle Unterstützung der Kinder“, Zusammenarbeit mit Eltern“ und „Öffnung in den Sozialraum“ geht. Ebenfalls bezuschusst, allerdings von der Heinz-und-Heide-Dürr-Stiftung, werden regelmäßige Studientage für die Teams der Familienzentren.

Zur Sache

Das EEC-Programm wurde 1997 auf nationaler Ebene von der englischen Regierung ins Leben gerufen. Die konzeptionellen Anforderungen verknüpfen einen hohen Qualitätsanspruch an die pädagogische Arbeit mit intensiver Zusammenarbeit mit den Eltern und neuen integrierten Unterstützungs- und Bildungsangeboten für die ganze Familie. Eine Grundvoraussetzung für die Förderung nach diesem Programm ist es, dass Eltern als die ersten Erzieher ihrer Kinder partnerschaftlich in die pädagogische Arbeit einbezogen werden und nach Bedarf Elternbildung, Familienhilfe und weiterführende Angebote vernetzt angeboten werden. Das nationale Förderprogramm „Early Excellence“ wurde in England inzwischen in ein noch umfassenderes Programm der „Children Centre“ umgewandelt, die Zielsetzungen sind jedoch auch hier integriert. (aus: Das Kita-Handbuch, HrsG: Martin Textor)

Text und Bild von Hildegard Wekenborg-Placke

Quelle: NOZ- Neue Osnabrücker Zeitung, Bramscher Nachrichten vom 9.11.2016 – www.noz.de


Elternarbeit
Elternarbeit noch mehr in den Fokus stellen wollen Christiane große Sextro (Grüner Brink), Sabine Stein (Hesepe) und Monika Kramer (St. Martinus) vor dem Familienzentrum in Hesepe.