Das Familienzentrum Mehringdamm

Öffnung in den Stadtteil

von Gertrud Möller-Frommann, Leiterin des ZentrumsDas Familienzentrum Mehringdamm ist seit dem 1. Juni 2007 in Trägerschaft des Pestalozzi- Fröbel-Haus (PFH). Es wurde vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg übernommen, das von 1976-2007 die Vorläufereinrichtung Elternzentrum trug.


Ziele

Ziel der Arbeit des Familienzentrums ist, Eltern bei ihrer Erziehungsaufgabe zu unterstützen und Kinder bereits ab der Geburt in ihrer Entwicklung anzuregen und zu fördern. Mit unseren Angeboten wollen wir Bildungsprozesse bei Kindern schon vor dem Besuch einer Kita anregen, den Übergang in eine Kita erleichtern und die Arbeit der umliegenden Kitas ergänzen.

Die Angebote des Familienzentrums sollen Familien mit Migrationshintergrund bei der Integration in unsere Gesellschaft unterstützen. Es soll ein Ort sein, in dem sich Eltern und Kinder aus verschiedenen Kulturen gegenseitig kennenlernen.
Ziel ist es auch, Eltern Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer Bildungschancen aufzuzeigen. Wir kooperieren mit Trägern, die bei uns Deutschkurse anbieten.


Umsetzung des Early Excellence Ansatzes im Familienzentrum

Wir arbeiten seit Juni 2007 nach dem Early Excellence Ansatz. Das bedeutet, dass wir mit den umliegenden Kitas und vielen anderen Einrichtungen in der Region kooperieren. Wir haben ein Netzwerk gegründet, mit regelmäßigem Austausch, Fortbildungen und Planung gemeinsamer Angebote.

In der Zusammenarbeit mit Eltern gestalten wir Angebote und Räume so, dass sie daran teilhaben, mit was ihr Kind sich beschäftigt oder wie es sich in anderer Umgebung unter Kindern verhält. Wenn wir mit den Eltern eine Erziehungspartnerschaft eingehen, dann mit der Überzeugung, dass beide Seiten voneinander lernen können.

Wir sehen Kinder als eigenständige Persönlichkeiten, die sich die Welt durch eigenes Handeln erschließen. In der Gestaltung der offenen Spielbereiche unterbreiten wir anregende, vielfältige Angebote als Voraussetzung für die Anregung von Selbstbildungsprozessen.


Beobachtung im offenen Bereich

Um jedes Kind in seiner individuellen Entwicklung zu fördern, beobachten wir nach Absprache mit den Eltern regelmäßig Kinder im offenen Spielbereich in einer von ihnen gewählten Tätigkeit. Aus diesen Beobachtungen entwickeln wir im Team ein individuelles Angebot für ein Kind, das von einer Pädagogin mit dem Kind durchgeführt wird. Wir dokumentieren dies mit Fotos und legen ein Situationsbuch in zweifacher Ausfertigung an: eins für die Familie und eins zum Verbleib im Familienzentrum. Im anschließenden Elterngespräch teilen wir den Eltern unsere Beobachtungen mit und fragen die Eltern nach ihren Erfahrungen mit ihrem Kind zuhause oder auch in der Kita. So bekommen wir wieder neue Erkenntnisse über die Kinder, die in unsere Arbeit einfließen.

Wir machen die Erfahrung, dass die Eltern sehr positiv und oft mit Stolz darauf reagieren, dass wir ihr Kind beobachtet haben. Es intensiviert die Gespräche mit einzelnen Eltern und führt zu einer vertieften Beziehung untereinander. Manche Eltern melden ihr Kind nach einem Angebot zu einem Kinderkurs an, der den Interessen des Kindes entspricht.


Interkulturelle Arbeit

Unsere Besucherinnen und Besucher spiegeln mit ihren verschiedenen Nationalitäten und Lebensweisen die vielseitige Bevölkerungsstruktur unseres Sozialraums wieder. Wir gehören zum Berliner „Sozialraum II, der in Kreuzberg den Bergmannkiez und die Gegend um den Victoriapark umfasst, im Süden an den Bezirk Tempelhof-Schöneberg und im Osten an den Bezirk Neukölln angrenzt.

In dieser Region leben viele Familien mit Migrationshintergrund – der größte Teil von ihnen ist türkischer Abstammung, auch arabische Familien sind stark vertreten. Darüber hinaus ist Kreuzberg als Bezirk für Studenten und junge Akademikerfamilien bekannt.

Mit unserer Arbeit im Familienzentrum versuchen wir, Menschen verschiedener Herkunft miteinander ins Gespräch zu bringen und das Verständnis füreinander zu fördern.. Beim Kochen füreinander, dem abwechselnden Kennenlernen von Gerichten aus den Herkunftsländern oder beim Feiern von traditionellen Festen haben Eltern die Gelegenheit, sich ganz unkompliziert kennenzulernen.

Wir fördern die Bildung und berufliche Orientierung von Frauen zunächst über die Deutschkurse und kooperieren mit dem Projekt Stadtteilmütter, wo Frauen mit Migrationshintergrund als Familienbesucherinnen im Bereich der frühkindlichen Erziehung qualifiziert werden. Wir beschäftigen Frauen mit Migrationshintergrund am Tresen im Familiencafe als Honorarkräfte und bieten ihnen Fortbildung im Early Excellence Ansatz.


Angebote für Kinder und Eltern

In unserem Familienzentrum finden jeden Tag diverse Gruppen- und Kursangebote für Eltern und Kinder statt – hier eine Auswahl unserer Angebote:

-Kurse: Deutschunterricht mit Kinderbetreuung, Sport und Spiel, musikalisches Spiel, Kindertanz, Kunstprojekte, gesundes Kochen, Elternkurs „Starke Eltern- Starke Kinder®, PEKIP, Eltern-Kind-Yoga
– Eltern-Kind-Gruppen für 0-1 Jahr und 1-3 Jahre, Tagesmüttertreff, diverse Selbsthilfegruppen im Bereich Gesundheit
– Spielerische Sprachförderung für Kinder unter 2 Jahren und ihre Eltern
– Beratungen rund um Erziehung, Gesundheit, Arbeit, Recht, Soziales
– Bilderbuchkino, Lesestunden, Ferien- und Malaktionen, Familientrödel, Feste

Darüberhinaus nutzen Eltern-Kind-Gruppen türkischer, ukrainischer, tschechischer, südamerikanischer Herkunft Räume, um in ihrer Muttersprache zu singen, zu spielen und sich auszutauschen.


Offene Arbeit im Familiencafé

Unser Café ist das Herzstück des Zentrums und von Montag bis Freitag von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Es gibt dort einen großen offenen Spielbereich und zwei Nebenräume mit Sesselgruppen, Büchern, Gesellschaftsspielen, Spielzeug, einem Mal- und Basteltisch, einer Babyecke und ein Bällebad. Im Eingangsbereich ist eineTauschbörse mit gebrauchten Kindersachen und ein Inforegal. Um das Café herum befinden sich Gruppenräume für die Eltern-Kind-Angebote und die Deutschkurse. Außerdem ist im Café ein kleiner Beratungsraum; im Außenbereich können die Besucherinnen und Besucher einen Spielplatz und einen Garten nutzen. Immer hält sich im offenen Bereich auch eine Erzieherin auf, die Eltern und Kindern als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. Wir sprechen neue Besucherinnen an und geben ihnen Informationen über unsere Angebote.

Das Familiencafe ist wie ein Drop in organisiert. Eltern kommen zu allen Tageszeiten mit ihren Kindern, verabreden sich mit anderen Eltern oder beschäftigen sich allein mit ihren Kindern. Vormittags nutzen viele Tagesmütter mit ihren Kindern den offenen Spielbereich oder die Kursangebote. Eine Tagesmüttergruppe nutzt an zwei Tagen in der Woche unsere Gymnastikhalle und den Bewegungsraum mit den Rhythmusinstrumenten und trifft sich zum anschließenden Frühstück im Cafe. Einmal wöchentlich betreut eine pädagogische Mitarbeiterin ein Eltern-Kind-Frühstück mit Spielangebot. An vier Vormittagen findet im Familiencafé die Kinderbetreuung für die Deutschkurse statt. Eltern besuchen das Café gern vor oder nach einem festen Gruppenangebot.

Am Nachmittag betreuen wir die verschiedenen Spielbereiche und machen mehrmals wöchentlich kostenlose Angebote, wie musikalische Stunde, vorlesen, pflanzen, malen, kreatives Gestalten, bei dem Kinder und Eltern ohne Anmeldung mitmachen können.

Wenn Eltern beobachten, wie ihre Kinder unsere Angebote nutzen, erleben sie ihren Sohn oder ihre Tochter oft von einer ganz neuen Seite.. Sie sehen auch, wie wir Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen mit den Kindern umgehen und umgekehrt erleben wir die Eltern mit ihren Kindern. Dadurch ergeben sich direkte Möglichkeiten, voneinander zu lernen. Wir können durch unser Verhalten Vorbild sein, die Eltern inspirieren oder auch entlasten.

Hier noch mehr zum Drop In…


Das Außengelände als Erfahrungsraum

Das Außengelände des Familiencafés wurde im Frühjahr und Sommer 2008 neu gestaltet. Der Platz ist in mehrere Bereiche gegliedert: Für die kleinen Kinder gibt es einen Sand- und Wasserspielplatz, einen Sandkasten mit Kleinkindrutsche, Federwippen, ein Spielhaus, einen Balancierpfad und an eine Pflastersteinwelle angefügten Barfußpfad mit verschiedene Materialien als Sinneserfahrung. Die Arbeiter vom ABM-Projekt „Spielend gesund werden wurden beim Anlegen des Pfads jeden Tag mit großem Interesse von den Kindern begleitet. Manchmal „halfen die Kinder auch mit, z.B. fassten sie beim Schieben der Schubkarre mit an oder sammelten die größeren Steine aus dem Schotter heraus.
 
Ein Weidentunnel wurde in Anfängen bereits gepflanzt. Die Kinder erleben den Rhythmus der Jahreszeiten und können selbst den Boden bearbeiten, säen, gießen und später auch etwas ernten. In diesem Jahr bauen wir Hochbeete zum Pflanzen und Säen, die wir mit Eltern und Kindern in einer Garten AG bestellen möchten.

Es gibt eine große Kiste mit verschiedenem Plastikspielzeug, Stelzen und Fahrzeugen. Im Spielhaus haben die Kinder Rückzugsmöglichkeiten für Rollenspiele.

Die rechte Spielplatzseite ist noch im Entstehen und ist hauptsächlich für Kinder von fünf bis neun Jahren gedacht
Für die Eltern stellen wir in den wärmeren Monaten Tische und Bänke nach draußen.


Kooperationspartner – Vernetzung im Stadtteil

Im Familienzentrum Mehringdamm kooperieren wir zur Umsetzung des integrierten Ansatzes mit allen Einrichtungen im Stadtteil, die Angebote für Familien und Kinder unterbreiten. Dies sind:

– der Jugendhilfeträger Lebenswelt gGmbH. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Lebenswelt machen Eltern auf unsere Angebote aufmerksam und begleiten sie auch oft