Fachtag in Frankfurt

Karl Kübel Stiftung engagiert sich für Early Excellence

Am 13. November 2008 hat die Karl Kübel Stiftung zusammen mit dem Odenwald-Institut Trägervertreter und Leitungskräfte von Einrichtungen für Kinder und Familien zu einer Fachtagung nach Frankfurt eingeladen. Die Karl Kübel Stiftung wird in den nächsten Jahren einen Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf den Ausbau von Bildungs-, Beratungs- und Betreuungsangeboten an Kindertagesstätten legen. Hierzu will sie Modellprojekte fördern.

Noch gibt es in Deutschland wenige Kinder- und Familienzentren, die sich am Konzept von Early Excellence orientieren. Daher wollen wir auf dieser Fachtagung insbesondere Träger von Kindertageseinrichtungen, Erziehungsberatungsstellen und Familienbildungsstätten über das fachpolitische Konzept von Kinder- und Familienzentren informieren und von der Idee Eearly Excellence begeistern, sagte Daniela Kobelt Neuhaus, Vorstandsmitglied der Karl Kübel Stiftung. Drei unterschiedliche Einrichtungen aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen hat die Karl Kübel Stiftung bereits als Modellprojekte identifiziert: eine Kindertagesstätte in Frankfurt-Fechenheim , ein Mehrgenerationenhaus in Frankenthal und das Dobritzer Kinderland in Dresden.

Daniela Kobelt-Neuhaus, hob in ihrem Vortrag die Verdienste des Pestalozzi-Fröbel-Hauses und der Heinz und Heide Dürr Stiftung im Hinblick auf die Umsetzung des Early Excellence Konzeptes in Deutschland hervor. Wir begrüßen die Initiative der Karl Kübel Stiftung und freuen uns über eine zusätzliche Förderung des Early Excellence Netzwerkes in Deutschland.

Informationen zu den Modellprojekten


Stuttgarter Einrichtungen ziehen erste Bilanz

„EEC ist eine tolle Herausforderung“von Karin Lutz-Efinger, Katja Saumweber

Das Kinderhaus St. Stefan in Stuttgart West bietet Platz für 60 Kinder. Im Kinderzentrum St. Josef in Stuttgart Ost werden in 14 Gruppen insgesamt 210 Kinder betreut. Bei der Umsetzung des Early Excellence Ansatzes werden diese beiden Einrichtungen von der Caritas-Fachberatung begleitet. Nach der Einführung des EEC-Konzepts zur frühkindlichen Bildung ziehen die Kita-Leitungskräfte Anita Wallner-Dieterich (Kinderhaus St. Stefan) und Stefanie Entzmann (Kinderzentrum St. Josef) eine erste Bilanz.

„EEC ist eine tolle Herausforderung, sagt Stefanie Entzmann, Leiterin im Kita-Bereich der St. Josef gGmbH und bringt mit diesem Satz die neue bildungspädagogische Ausrichtung auf den Punkt. Die Grundannahmen sind einfach aber genial: jedes Kind ist exzellent, die Eltern sind die ExpertInnen ihrer Kinder, die Kita öffnet sich in den Stadtteil und entwickelt sich zu einem Familienzentrum. Weil sich das Konzept ganz wesentlich an den Stärken der Kinder ausrichtet, sollen individuelle Neigungen und Interessen im Projekt verstärkt wahrgenommen und beobachtet werden. Aus diesen gezielten Beobachtungen, die in dieser Intensität bislang in der Kita noch nicht praktiziert wurden, formt sich ein individuelles Angebot für das Kind, das an die Interessen und Themen des Kindes anknüpft und Weiterentwicklung ermöglicht.

Für diese individuelle Angebotspalette braucht es nicht nur ein größeres zeitliches Engagement des pädagogischen Personals, sondern ausreichend Platz, eine phantasievolle Materialvielfalt und den positiven Blick der Erzieherinnen auf das Kind und dessen Eltern. Die Voraussetzungen für eine gelungene Umsetzung des Early-Excellence-Ansatzes zu schaffen, bedeutet für die Einrichtungen eine große Kraftanstrengung.

Die ersten EEC-Gehversuche machen deutlich: die Mühe lohnt sich. Erzieherinnen in St. Josef lassen sich mit großem Engagement und viel Freude auf die Beobachtungsaufgaben und ihre schriftliche Dokumentation ein. Stefanie Entzmann: „In der jetzt gelebten Erziehungspartnerschaft fühlen sich Mütter und Väter in ihren Kompetenzen mehr wertgeschätzt als bisher und durch den Blick auf die Stärken des Kindes lernen die Erzieherinnen die Kinder immer besser kennen.

Bis aber die Umsetzung der wesentlichen EEC-Elemente von der Theorie in die Praxis zum Selbstläufer wird, werde auch in den kommenden Monaten, so die Kita-Leiterin „ein hohes Maß an reflektierter Arbeit von allen Beteiligten nötig sein: „Unsere Teams werden im Umgang mit den EEC Instrumentarien von BeraterInnen intensiv begleitet und unterstützt. Über diese alltägliche Arbeit der Kita hinaus bietet das angrenzende Familienzentrum mit seinen Angeboten wie Krabbel- und Spielgruppen, Vätertreffen und vielem anderen mehr unterstützende Freizeit- und Bildungsangebote für Kinder und ihre Familien. Eben dieses umfassende Angebot, das ganz explizit auch die Familien der Kinder mit einschließt ist die Besonderheit im Early Excellence Ansatz.

Aktuelle Themen rund um Vater – Mutter – Kind: Auch im Stuttgarter Westen liegt nur wenige Schritte von der gleichnamigen Kita entfernt das Familienzentrum St. Stefan, das im Dezember letzten Jahres eröffnet wurde. Es ist durch viele verschiedene Gruppierungen mit Leben erfüllt und eng mit der Kita verzahnt. Wie Stefanie Entzmann hat auch die Leiterin des Kinderhauses St. Stefan, Anita Wallner-Dieterich, die EEC-Mentorenausbildung in Berlin absolviert. Sie ist begeistert von den vielen Gestaltungsmöglichkeiten des neuen Bildungskonzepts und den positiven Veränderungen, die bereits spürbar sind. „Mir gefällt am EEC Ansatz besonders, dass er sich an den Stärken der Kinder orientiert, so dass wir endlich wegkommen von dem Blick auf die Defizite. Seit Beginn des Jahres arbeitet sie zusammen mit ihrem Team tatkräftig an der Realisierung des EEC-Konzepts in ihrem Kinderhaus. Fotoapparat, Stift und Block in der Hand, die Augen auf das in eine Aktion vertiefte Kind gerichtet: ein häufiger Anblick in den verschiedenen Spielecken, Bildungsbereichen und Räumen der Einrichtung. Im 14-tägigen Rhythmus werden die Kinder von mindestens drei Personen und in unterschiedlichen frei gewählten Spielsituationen beobachtet. Detailliert, jedoch ohne interpretierende Nebenbemerkungen werden die Szenen schriftlich festgehalten und – je nach Situation – fotografiert. Anita Wallner-Dieterich: „Die meisten Kinder lassen sich überhaupt nicht in ihrem Tun stören und genießen es regelrecht, wenn sie beobachtet werden. Die Beobachtungen, Auswertungen und Analysen, der PLOD* sowie Fotos werden dann im sogenannten Entwicklungstagebuch* zusammengefasst. Sie sind die Basis für die Entwicklungsgespräche mit den Eltern, die mindestens einmal im Jahr stattfinden.

Wie aus dem kontinuierlichen „In-den-Blick-nehmen auch ganz neue Aktionsfelder in einer Kita entstehen können, demonstriert das Beispiel eines Jungen, der sich geschickt und ausdauernd dem Jonglieren widmete. Er zeigte dabei ein hohes Maß an Engagiertheit und Wohlbefinden*: Weiche Bälle in unterschiedlichen Größen, bunte Kegel und vieles andere mehr wurden dem Kind nach der Beobachtung zur Verfügung gestellt, um ihn zusätzlich über das übliche Angebot und Material hinaus anzuregen. Und: „Wir haben uns überlegt, wie wir über seine Begabung weitere Bildungs- und Entwicklungsfelder fördern könnten. Deshalb haben wir ihn ermuntert, anderen Kindern das Jonglieren beizubringen. Seitdem gibt es eine neue und lebendige Unternehmung in der Lerngemeinschaft St. Stefan. Und was hat das mit Early-Excellence zu tun? „Indem wir an die Interessen und Themen unserer Kinder anknüpfen unterstützen wir sie in ihrer individuellen Entwicklung. Dieser Junge wird beispielweise angeregt, sein Wissen und seine Fertigkeiten mit anderen zu teilen.

Obwohl vorläufig in beiden Einrichtungen da und dort noch improvisiert werden muss und zum Beispiel bei der personellen Ausstattung noch viele Wünsche offen bleiben, weisen beide Kita-Leiterinnen ganz ausdrücklich auf die tragfähige finanzielle Projektunterstützung der Stadt Stuttgart sowie der „Heinz und Heide Dürr-Stiftung hin. Ohne diese Mittel, so die beiden Pädagoginnen, wäre die Realisierung des Bildungsprogramms noch nicht so weit gediehen. Stefanie Entzmann und Anita Wallner-Dieterich hoffen deshalb auf weitere Unterstützung und auch darauf, dass eine Regelfinanzierung gefunden wird.


München macht sich auf den Weg

Städtische Kindertageseinrichtungen auf dem Weg zum Kinder- und Familienzentrumvon Dr. Christine Richter, Schul- und Kultusreferat München

Ohne die partnerschaftliche Einbindung der Eltern und ohne den Bezug zu der Lebenssituation der ganzen Familie ist vorschulische Erziehung und mehr noch frühkindliche Bildung in Kindertageseinrichtungen nicht machbar. Zu dieser Einsicht ist man lange schon gekommen und mehr noch: Auch Beratungs- und Fachdienste, Fachleute und Experten, die Bezirkssozialarbeit, Veranstalter von Sprachkursen, Krabbelgruppen für Väter / Mütter mit Kleinkindern unter dem Dach der Kindertageseinrichtung zu etablieren, sind für sinnvolle Bildung und Erziehung tragende Elemente. … allein es fehlt (nicht der Glaube) oft an räumlichen, personellen, zeitlichen Ressourcen. Trotzdem finden immer mehr städtische Münchner Einrichtungen Möglichkeiten, um innerhalb ihres engen Rahmens Neues und Mehr, Anderes und Vernetzendes anzubieten und familien- und stadtteilintegrative Angebote und Projekte zu integrieren. Dies bezogen auf die tragenden Säulen, die ein Early Excellence Zentrum auszeichnen: Bildungspotentiale der Kinder stärken, Eltern als Partner in die Arbeit einbeziehen und ihre lebenspraktischen Bedarfe als Bestandteil der pädagogischen Arbeit verstehen und Netzwerkaktivitäten passgenau entwickeln.

Bisher haben sich etwa 16 städtische Einrichtungen in München auf den Weg gemacht, ihre pädagogische Arbeit in diesem Sinne umfassend zu konzipieren und zu gestalten. Gelegen sind diese Häuser meist in sog. Sozialen Brennpunkten, die niederschwellige Angebote erfordern. Die Notwendigkeit liegt auf der Hand, dass z.B. Sprachfö