Philosophie und Zielsetzung des Early Excellence Ansatzes

Die große Bedeutung von früher Unterstützung und Förderung von Kindern ist fachlich inzwischen unumstritten.

von Jutta Burdorf-Schulz

Das englische Förderprogramm Early Excellence Centre wurde von der Labour Regierung unter Tony Blair 1997 ins Leben gerufen und hatte im Rahmen einer ‚national Childcare Strategy‘ die Zielsetzung zu einer Qualitätsverbesserung von frühkindlicher Bildung beizutragen und ganzheitliche Angebotsstrukturen für Kinder und ihre Familien zu etablieren.

Im Bereich Early Childhood Education, bewirkte dies die Zusammenführung von staatlichen und privaten Anbietern von Angeboten für Kinder und Familien. (EEC, 2004 *). Inzwischen wurde das Programm EEC neben anderen Programm Erfahrungen (z.B. Sure Start Programm) in das seit 2004 bestehende und inzwischen im ganzen Land umgesetzte Einrichtungsform der ‚Children Centre‘ umgewandelt.

Generell ging und geht es in allen Programmen darum, ganzheitliche Strukturen zu schaffen, so dass Anbieter in den Bereichen: Bildung, Betreuung, Gesundheit und Sozialwesen gemeinsame ‚Angebotspaletten‘ für Familien entwickeln.

Diese Zusammenführung kann in sogenannten ‚single site Zentren‘ (ein einzelner Standort)
oder in Netzwerken, beispielsweise in ‚Campus-‚ oder ‚Nachbarschafts-‚ Zentren stattfinden.

Ausgangspunkt und Basis ist die pädagogische Sichtweise, dass Kinder ihr Wissen selbst konstruieren (konstruktivistisches Pädagogikverständnis) und die damit verbundene Arbeitsweise, Stärken und Kompetenzen von Kindern zu erkennen, zu begleiten und zu fördern.

Die große Bedeutung von früher Unterstützung und Förderung von Kindern ist fachlich inzwischen unumstritten. Die grundlegenden Fertigkeiten des Lernens, (Ausdauer, Präzision, Konzentration, Forscherdrang, Bedürfnisaufschub, Selbstmanagement, Selbstwirksamkeit, Selbstdisziplin, Widerstandsfähigkeit, etc.) kann sich das Kind bereits im Vorschulalter durch entsprechende Förderung aneignen (ebd., S. 17).

Diese Begleitung und Unterstützung ist allerdings effektiv nur im Zusammenspiel mit den Eltern möglich. Deshalb muss es auch immer darum gehen, die Eltern in ihrem Selbstbewusstsein und in ihren Kompetenzen zu stärken und zu unterstützen – da viele Studien und Evaluationen (Z. B. EPPE – Studie) gezeigt haben, dass ohne Zusammenarbeit mit den Eltern, die besten Einrichtungen keine wesentlichen Chancenverbesserungen für Kinder erreichen kann.

Quelle: Projektgruppe Int2: (2004) Early Excellence: Eine internationale Studie zur Integration frühkindlicher Bildung, Erziehung und Elternarbeit mit Vorschlägen für internationale Standards, British Council Germany


Die Prinzipien in der Erwachsenenbildung basieren auf den Annahmen, die der Gemeinwesenarbeit (community work) zu Grunde liegen:

• Menschen in ihrer individuellen Entwicklung fördern und unterstützen

• Den Einzelnen helfen, mehr Kontrolle über ihr Leben zu bekommen

• Lernen als eine lebenslange Erfahrung darstellen und fördern

• Zur Überschreitung von Grenzen ermutigen

• Geleitet von konstruktiver Unzufriedenheit handeln –
(sich nicht mit den Dingen abfinden, weil sie nun mal so sind)

• Die Menschen in dem Bewußtsein unterstützen, dass sie Dinge verändern können und ihr Selbstbewusstsein fördern

• Innerhalb der Gemeinschaft der Selbstverwirklichung dienen (ebd., S. 37)


Als Minimum sollte in EEC Zentren der Zugang zu folgenden 5 Bereichen ermöglicht werden:

• Qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung und Betreuung mit ausgeweiteter Jahres- und Tagesbetreuung

• Unterstützung der Familien, Beteiligung am Programm

• Gesundheitliche Prävention, Beratung und Angebot

• Erwachsenenbildung

• An der Praxis orientierte Schulung und Qualifizierung der Mitarbeiter/innen
(ebd., S. 14)


‚EEC Zentren’ zeichnen sich durch eine gemeinsame Philosophie aus:

• Alle, die an der Verwirklichung mitarbeiten, haben eine gemeinsame Philosophie, eine Vision und vereinbarte Regelungen und verfolgen ein gemeinsames Ziel mit dem sie sich identifizieren.

• Die Nutzer/innen der Angebote erkennen, dass in dem Zentrum ein gemeinsames Ziel verfolgt wird und eine gemeinsame Identität besteht.

• Träger oder Partneranbieter gehen eine strategische Verpflichtung ein, vor Ort ein integriertes Angebot zu liefern und zu erhalten.

• Es wird eine Managementstruktur entwickelt, die integriertes Arbeiten ermöglicht und vernetzt arbeitet
(ebd., S. 14).


In der Entwicklung von EEC Zentren gibt es folgende Zielsetzungen:

1. Eine effektive Nutzung und Erweiterung der Kompetenzen von Erzieherinnen:
• für die Wahrnehmung und Interpretation von Kindlicher Entwicklung
• für das Erkennen und Reflektieren eigener Zielvorstellungen in ihrem Verhältnis zu gesellschaftlichen Zielsetzungen
• für die Nutzung von vorhandenen Ressourcen im Team für das pädagogische Handeln, das sich an der jeweiligen Situation des einzelnen Kindes ebenso wie an den verbindlichen Zielen der Arbeit orientiert

2. Den Aufbau von Strukturen, die eine fachlich an den neuen Maßstäben orientierte Arbeit ermöglicht: (Dokumentation, systematische Beobachtung, gut strukturierte Teamarbeit, Zeit für die Zusammenarbeit mit den Eltern, Netzwerkarbeit, etc.)

3. Die Einbeziehung der Eltern in die Umstrukturierung der Arbeit und der Formulierung von Zielen sowie das kontinuierliche Gespräch mit Eltern über die Bildungsprozesse und Erfahrungen ihrer Kinder

4. Die Weiterentwicklung der Einrichtung hin zu einer ‚lernenden Organisation‘, die Ressourcen der Mitarbeiter/innen zu einer sinnvollen Entfaltung bringen.
In diesem Zusammenhang geht es um
• den Aufbau von Team internen Kooperations- und Kommunikationsformen, die es erlauben, dass jede/r Mitarbeiter/in auf die fachlichen Ressourcen des Gesamtteams zugreifen kann
• die interne Überprüfung aller Tätigkeits- und Zeitstrukturen auf ihre Kompatibilität mit dem Vorhaben Zeitressourcen für die Zielsetzungen zu schaffen,
• systematische Entscheidungen über spezifische Fortbildungsnotwendigkeiten, um die für die Arbeit verbindlichen Ziele zu verwirklichen,
• die Weiterentwicklung hin zu einem eigenen Profil und gemeinsamer Philosophie mit ggf. spezifischen Schwerpunktsetzungen.

5. Die Öffnung der Einrichtungen in das Gemeinwesen und die Nutzung aller vorhandenen Ressourcen, die Kooperation mit anderen Institutionen und Einrichtungen und ggf. die Entwicklung von Fortbildungsangeboten um eine effektive Weiterentwicklung zu ermöglichen.

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Im
Im Pen Green Centre in Corby