Zehn Jahre Early Excellence in Deutschland

Vor zehn Jahren hat die Heinz und Heide Dürr Stiftung in Kooperation mit dem Pestalozzi-Fröbel-Haus den Early Excellence Ansatz nach Deutschland geholt. Was mit einem Modellprojekt in der Schillerstraße begonnen hat, ist jetzt in vielen Teilen Deutschlands zum Programm geworden.


Jubiläum in Berlin

Fachtagung im Pestalozzi Fröbel Haus

Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltet das PFH am 20. September 2010 eine Fachtagung, um die Erfahrungen der letzten Jahre in Berlin vorzustellen und Entwicklungen in England gegenüberzustellen. So konnten als international renommierte Gastreferentinnen Prof. Dr. Kathy Sylva von der University of Oxford und Brenda Taggart von der University of London gewonnen werden. Beide Bildungsforscherinnen sind an der EPPE Langzeitstudie beteiligt, für die seit 1997 rund 3.000 Kinder ab ihrem dritten Lebensjahr bis in die Schulzeit begleitet wurden. Des Weiteren stellt Prof. Dr. Kathy Sylva das Sure-Start-Programm der britischen Regierung vor.

Und das Kinder und Familienzentrum Schillerstraße berichtet über seine Erfahrungen als Piloteinrichtung. Außerdem präsentieren sich weitere Initiativen aus Berlin, Stuttgart, Hannover und Mühlheim. Zum ersten Mal werden auch die Ergebnisse einer Evaluation von Berliner Early Excellence Zentren (Ergebnisse in diesem Newsletter) der Öffentlichkeit vorgestellt, die von Wissenschaftlerinnen der Universität Köln mit Unterstützung der Heinz und Heide Dürr Stiftung über zwei Jahre durchgeführt wurde.

Tagungsprogramm


Pestalozzi
Pestalozzi Fröbel Haus

Wie wirkt Early Excellence

Aus Sicht der Erzieherinnen aus der Schillerstraße

Die Mitarbeiterinnen aus der Piloteinrichtung des PFH wurden befragt, wie sich Early Excellence auf die Arbeit in der Kita auswirkt. Wir danken der Schillerstraße für die Zitate, die von der Kita-Leiterin, Renate Müller, zusammengestellt wurden.

Die Neugier der Kinder ist durch den EEC-Ansatz größer geworden. Kinder zeigen ein früheres Interesse an Schrift, Sprache, Zahlen oder Naturwissenschaften.
Bianca Pütz

Wir geben den Kindern Zutrauen in ihre Handlungen und vertrauen ihnen auch. Das macht sie stark. Die Kinder fühlen sich angenommen von uns, ernst genommen, alles in allem wahrgenommen – so wie sie sind!
Cornelia Pforr

Durch die regelmäßigen Beobachtungen und Dokumentationen sehe ich die Stärken und Fähigkeiten der Kinder viel klarer, ich kann besser ihre Entwicklungsschritte erkennen.
Franca Goerke

Eltern schätzen es sehr, wenn jede Erzieherin in der Lage ist, etwas zu ihrem Kind zu sagen. Dies verstärkt das Gefühl der Eltern, das ihr Kind von allen gesehen wird und nicht in der Gruppe untergeht.
Regina Auth

Die Kinder bewegen sich relativ unabhängig von uns Erzieherinnen und gestalten von Anfang an ‚allein‘ ihren Alltag. Sie wählen aus, was sie tun, mit wem und wann. Dies führt zu einer starken Selbständigkeit.
Martina Renner

Kinder fühlen sich bei uns wohl. Sie lernen, für sich zu sorgen, sich für ihre Interessen einzusetzen und sind in sozialen Kontakten viel einfühlsamer und offener.
Gabriele Urban

Unsere Zusammenarbeit mit den Eltern ist intensiver geworden. Wir bekommen dadurch auch einen Einblick in das Familienleben und können viel mehr Verständnis für bestimmte Situationen entwickeln.
Ramona Zimmermann


Foto:
Foto: Kita Schillerstraße, PFH

Stuttgart meets Nienhagen

Wie praktische Kooperationen geschmiedet werden. Die Stuttgarter aus St. Stefan besuchen das Familienzentrum Kess in Nienhagen

Im März diesen Jahres machte sich das Team des Kinderhauses und Familienzentrums St. Stefan auf den Weg nach Nienhagen. Das ist ein durch das Familienzentrum KESS bekannt gewordener Ort in der Nähe von Hannover. Bekannt in Stuttgart auch in der Politik und so wurde die kleine Delegation von Thekla Walker, Stadträtin der Grünen/ Bündnis 90 in Stuttgart, begleitet. 

Der Besuch diente nicht nur dem Kennenlernen des Familienzentrums sondern auch Gesprächen mit der Geschäftsführerin des KESS, Simone Welzien, dem Bürgermeister von Nienhagen, Mitarbeitern des Jugendamtes und vielen anderen Begegnungen. So konnte sich die Besuchergruppe davon überzeugen, dass das KESS von einem breiten Konsenz aus Politik, Jugendamt, Beratung und ehrenamtlich tätigen Mitbürgerinnen getragen wird.

„Für uns von besonderem Interesse ist der Aufbau der Struktur und die Tatsache, dass sich das Familienzentrum rein aus Projektgeldern und Eigenmitteln trägt, zum Beispiel durch die angebotenen Kurse, sagt Sandra Pöhler, die Koordinatorin des Familienzentrums St. Stefan. „Uns wird wieder einmal klar wie wichtig es ist kompetente Partner zu finden, eine gute Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, und das Familienzentrum als Produkt zu sehen, das wir möglichst gut verkaufen müssen. Vorraussetzung dafür sei, das Angebot so auszurichten, dass es für die potentielle Kunden‘ attraktiv und gewinnbringend ist.

„Wir sind von der Arbeit im Familienzentrum Nienhagen sehr beeindruckt, auch wenn uns sehr deutlich wird, dass die sozialen Bedingungen und Zustände – z.B. wir in einer Stadt, dort auf dem Land – sehr unterschiedlich sind, erklärt Sandra Pöhler weiter. Aber gerade dies sei für das Projekt, eine Kooperation der beiden Zentren aufzubauen, gerade spannend. Denn der Besuch war nur Auftakt für eine intensivere Zusammenarbeit. Im Herbst fährt das gesamte Team aus St. Stefan nach Nienhagen, um Inhalt und Umfang der Kooperation auszuloten und sie mit Leben zu füllen.



Im
Im Gespräch im KESS

Stuttgart meets Berlin

Eine Delegation des Familienzentrums St. Josef Stuttgart besucht den Nachbarschaftstreff Steinmetzstraße in Berlin

Wir danken der Delegation für diesen Bericht!

Am ersten Juliwochenende machte sich um 5 Uhr morgens vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus eine neunköpfige Reisegruppe aus dem Familienzentrum St. Josef auf den Weg in die Bundeshauptstadt. Sieben ehrenamtlich tätige Mütter und zwei hauptamtliche Mitarbeiter von St. Josef folgten einer Einladung von Jutta Burdorf-Schulz und Hamad Nasser in den Nachbarschaftstreff Schöneberg zu einem fachlichen Austausch und zum gegenseitigen Kennenlernen.

Nach einer herzlichen Begrüßung und dem Austausch von Geschenken erwartete die „internationale Delegation aus dem Schwabenland (mit Wurzeln in Eritrea, Italien, Portugal, Türkei und Deutschland) ein leckeres Buffet mit arabischen Speisen, das mit viel Liebe von den Besuchern des Nachbarschaftstreffs zubereitet worden war. Es sind überwiegend Familien aus dem arabischen Raum, die sich dort treffen. Die „Männerquote war für Stuttgarter Verhältnisse überraschend hoch. Hamad Nasser, der selbst eine Vätergruppe leitet, berichtete, wie sich das Angebot seit der Eröffnung des Treffs entwickelt hat, in dem die Männer eine feste Größe darstellen.

Sie waren es auch, die für die technischen Voraussetzungen zum „public viewing der WM Partie Deutschland gegen Argentinien sorgten. Jedes der vier deutschen Tore wurde besonders von den vielen Fußball begeisterten Frauen frenetisch bejubelt. Die ausgelassene Siegesfreude prägte nicht nur die Stimmung im Nachbarschaftstreff, sondern an diesem Abend die Atmosphäre in der ganzen Stadt. Das erfuhren die Stuttgarter sowohl auf dem Kudamm als auch bei einem Stadtteilfest mit Musikfeuerwerk in Wilmersdorf, wo die Gruppe auf dem nächtlichen Heimweg ins Jugendhotel noch einen Abstecher machte.

Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen von „sightseeing. Bei herrlichem Sommerwettter lockte eine Stadtrundfahrt auf der Spree, ein Besuch an der Berliner Mauer, am Brandenburger Tor und am Reichstag. Unter den Linden entdeckten die Stuttgarter in einer Buchhandlung einen „Promi, der sich freundlicherweise mit ihnen ablichten ließ: Udo Lindenberg, der von Hamburg aus wohl wieder mal mit dem „Sonderzug nach Pankow gefahren war.

Am Montag ergab sich für die schwäbische Delegation noch die Möglichkeit zu einer kurzen Stippvisite bei Herrn Dürr und Frau Baumgarten, die es sich nicht nehmen ließen, in ihrem Büro zwischen zwei Geschäftsterminen die Stuttgarter zu empfangen. Voller schöner und sicherlich nachwirkender Eindrücke, am Ende aber auch ziemlich erschöpft, erreichten diese am Abend dann wieder Stuttgart Hauptbahnhof. Und sie sind gespannt, wann die Berliner die Gegeneinladung nach Stuttgart einlösen werden.

Hier einige Stimmen der Stuttgarter Reiseteilnehmerinnen:
„Ich war überrascht, wie unterschiedlich Familienzentren sein können (Monika M.)

„Es hat mir sehr gefallen, dass Berlin so viel von der deutschen Geschichte geprägt ist. Überall konnte man ein Stück Vergangenheit erkennen (Laura A.)

„Die Frauen im Nachbarschaftstreff sind sehr fleißig. Sie kochen viermal in der Woche (Aster G.)

„Ich habe bewundert, wie viele Väter da waren. Die Rundfahrt auf der Spree war sehr interessant und angeneh