Nordrhein Westfalen im Jahr 2025 – Welche Zukunftsvision für die frühkindliche Bildung?
Die Zukunftskommission Nordrhein-Westfalen 2025 übergab am 20. April 2009 nach einjähriger Arbeit ihren Abschlussbericht an Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU). Das 23-köpfige Gremium hatte unter dem Vorsitz von Lord Ralf Dahrendorf Empfehlungen zur Bildungs-, Forschungs-, und Wirtschaftspolitik sowie zur Solidarität in der älter werdenden Gesellschaft erarbeitet.
Im Bereich Innovation, Bildung und Wachstum nahm als Expertin auch Annette Lepenies teil. Zur Fragestellung: Warum nicht: Eltern als erste Erzieher/Experten für ihr Kind? erschien im Abschlussbericht folgendes Statement, das in Teilen die Handschrift unserer Stellv. Vorstandsvorsitzenden trägt. Der Auszug ist sehr gut für eine Argumentation gegenüber politischen Instanzen geeignet.
Auszug aus dem Bericht, S. 38:
Worum geht es?
Es geht um ein besseres Zusammenwirken der öffentlichen und privaten Erziehung und damit auch der Anerkennung der Erziehungsleistung der Eltern.
Was spricht dafür?
Das Recht der Kinder auf Bildung
Kinder wachsen sicherer auf und lernen besser, wenn sie erleben, dass ihre Eltern und ihre Erzieher/Lehrer sich gemeinsam um sie bemühen.
Das Aufbrechen von Belehrungskultur und starren Hierarchien. Gegenwärtige Belehrungskultur: Die einen wissen was – die anderen nicht. Bildungsfern sind immer nur die anderen! Das Verharren auf berufsständigen Privilegien.
Was spricht dagegen?
Unterschiedliche Möglichkeiten der Eltern, sich zeitlich und intellektuell zu engagieren.
Wer hat es bereits ausgeprobt?
Tausende Eltern versuchen immer wieder neu – und oft auch ungeschickt -, das Beste für ihr Kind zu erreichen.
Viele engagierte Erziehungs- und Lehrkräfte überschreiten – im Interesse der Kinder – die Grenzen ihrer Belastbarkeit
Fazit für Nordrhein Westfalen, das auch auf andere Bundesländer übertragen werden kann:
Die Partnerschaft zwischen Eltern und Pädagogen offensiv unterstützen und die gelungenen Beispiele der Familienzentren, Nachbarschafts- und Gemeindehäuser honorieren. Dies bedeutet: Abflachung der Hierarchien, Differenzierung der Erzieherrollen sowie ein bedarfsorientiertes stärkeres Einbeziehen anderer Berufsgruppen. Qualifizierung von Ehrenamtlichen, insbesondere von Müttern und Vätern in schwierigen Lagen sowie aus Familien mit Migrationshintergrund. In soziialen Brennpunkten kann die Kita dabei di Rolle eines Gemeindezentrums spielen., das auf die Mitwirkung der Nachbarschaftsmitglieder besonderen Wert legt.
Ein Curriculum der Fach- und Fachhochschulen im Sinne einer gemeinwesenorientierten Philosophie unterstützen.
Eine kontinuierliche Fort- und Weiterbildung der Pädagogen ermöglichen. Alle Untersuchungen zeigen, dass die bestmögliche Förderung jedes einzelnen Kindes die enge Verbindung von privater und öffentlicher Erziehung zur Voraussetzung hat. Grundlegend gehört dazu di gegenseitige Anerkennung privater und öffentlicher Erziehungskompetenz. Daraus folgt, den Wunsch der Eltern aufzugreifen, sich aktiv an der Entwicklung ihres Kindes zu beteiligen, und diese wertzuschätzen. Gleichzeitig bedeutet es Empowerment der Pädagogen durch Erweiterung der Aus- und Weiterbildungscurricula. Letztlich ist eine Kommunikation auf Augenhöhe das Ziel.
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Wieder mehr Kinder
Eine Untersuchung des Berlin-Instituts kommt zu interessanten Ergebnissen
Auch wenn es in Deutschland 2008 weniger Nachwuchs gab: Die Menschen bekommen wieder mehr Kinder – vor allem im Osten der Republik, so das Fazit eines Diskussionspapiers, das vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung im Mai veröffentlicht wurde.
Als Ursache für den leichten Anstieg der Fertilität in den Jahren 2007 und 2008 vermuten die Autoren die neue familienpolitische Richtung, zu der auch das Elterngeld gehört.
Ein Blick auf die aktuelle Verteilung der Kinderzahlen in Deutschland (2007) zeige keine Ost-West-Unterschiede mehr.Das Berlin-Institut erklärt diese Annäherung der Verhältnisse wie folgt: Zum einen haben die neuen Bundesländer nach den extrem kinderarmen 1990er Jahren einen gewissen Nachholeffekt in Sachen Familiengründung – aufgeschobene Kinderwünsche wurden mittlerweile verwirklicht. Zum anderen scheinen traditionelle Familienverhältnisse – Mann im Erwerbsleben, Frauen im Familiendienst – in den ländlichen Regionen des Westens langsam aber sicher an Bedeutung zu verlieren. Gerade dort ist die Fertilitätsrate aller Familienpolitik zum Trotz häufig gesunken. Auch in diesen Regionen sind Frauen immer häufiger erwerbstätig, die öffentlichen Betreuungsangebote für Kinder sind aber noch nicht so gut ausgebaut wie in den urbanen Zentren. Weil das 2007 eingeführte Elterngeld die Doppelverdienergemeinschaft und damit erwerbstätige und oft auch gut qualifizierte Frauen begünstigt, profitieren diese Regionen anscheinend weniger davon.
Insgesamt seien die Kinderzahlen dort gestiegen, wo mehr Frauen berufstätig sind – also tendenziell in den Städten und eher in Ost- als in Westdeutschland. Die Einführung des Elterngeldes habe diesen Effekt nicht ausgelöst, sondern einem ohnehin bestehenden Trend zu mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen weiteren Schub verliehen.
Trotzdem gebe es keine Alternative für die neue Richtung der deutschen Familienpolitik: Der Ausbau der Kinderbetreung unabhängig vom Erwerbsstatus der Eltern und von Ganztagsschulen ist dringend geboten, auch weil die Vorlkswirtschaft auf qualifizierte Frauen angewiesen ist und weil sich so die Chancengleichheit für sozial benachteiligte Kinder, inbesondere aus Migrantenkreisen, verbessern lässt.
Mehr hierzu und das gesamte Diskussionspapier finden Sie hier…
BiLis
Was ist ein evcil kedi?
Eine Hauskatze, wird man in einigen Kitas sagen können, denn hier wächst inzwischen jedes dritte Kind in einer Familie mit Migrationshintergrund auf. Der Georg Olms Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, schon die Kleinsten beim frühen Fremdsprachenerwerb zu unterstützen und hat zweisprachige Sachbilderbücher für Vorschulkinder – die BiLis -entwickelt. Den ersten Büchern in den Sprachpaarungen Deutsch-Englisch, Deutsch-Russisch und Deutsch-Türkisch werden im Herbst weitere Sprachkombinationen folgen.
Barack Obama
„Ich hatte häufig Schwierigkeiten, Menschen meinen Beruf zu erklären“
Das sagte Barack Obama noch zu Zeiten, als er in Chicago Community Organizer war. Heute organisiert er die Welt-Community. In Chicago aber hat er in der Praxis erfahren, dass ohne eine stabile Community und eine gebildete Bevölkerung eine nachhaltige und wirtschaftliche Entwicklung nicht möglich sein wird. Und dass es bei der Arbeit im sozialen Bereich darum geht, vorhandene Potentiale zu heben und Nachbarschaften zu stärken, also ressourcenorientiert zu arbeiten. Organizing lehrt, so Obama, „die Schönheit und Kraft alltäglicher Menschen“ und weckt das Verständnis für die Kraft des gemeinsamen Handelns. Da dies als Anlehnung an den positiven Blick verstanden werden kann, haben wir den Aufsatz des damals 24 jährigen Barack Obama hier eingestellt.
Warum organisieren? Probleme und Aussichten in den Innenstadtgebieten
Handbuch Kinderwelten
Vielfalt als Chance – Grundlagen einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung
Jana darf nicht mitspielen, weil sie ein Mädchen ist. Der dunkelhäutige Benjamin ist genervt, weil die anderen Schokokeks zu ihm sagen. Songül und Murat dürfen nicht mitspielen, weil sie keiner versteht. Leon war noch nie am Meer, weil seine Eltern sich keinen Urlaub leisten können.
Schon früh lernen Kinder, dass Unterschiede in Bezug auf Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, sozialen Status oder Religion nicht neutral, sondern mit Wertungen verbunden sind. Wie können ErzieherInnen Diskriminierung zur Sprache bringen? Was können sie tun, um gleiche Bildungschancen für alle Kinder zu gewährleisten? Was brauchen Kinder, um sich selbst und andere besser zu verstehen? Wie können Unterschiede zu Bildungsprozessen anregen, die das Weltwissen aller Kinder anreichern? All diese Fragen werden theoretisch fundiert und praxisnah im Handbuch Kinderwelten erörtert. Dabei wird gezeigt, wo Ausgrenzung in der Kita geschieht und wie Erzieherinnen gegensteuern können. Beiträge zur Moralentwicklung bei Kindern, zur respektvollen Zusammenarbeit mit Eltern, aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse aus den USA sowie die vom europäischen Netzwerk DECET entwickelten Qualitätskriterien für Vielfalt und Gleichwürdigkeit liefern dabei zudem wichtige Impulse für die Praxis im Kindergarten.
Petra Wagner (Hg.) (2008); 254 Seiten, Pappband
€[D] 22,95 / €[A] 23.60 / sFR 41.50
ISBN 978-3-451-32119-1 HERDER
Ein Rezensent schreibt: Die vorliegende Veröffentlichung stellt sich einer pädagogischen Herausforderung, die in Deutschland schon längst überfällig war. Denn bisher haben alle Studien gezeigt: Deutschland ist Weltmeister bei der ungleichen Verteilung von Bildungschancen. Kaum in einem anderen Land ist der Besuch von „höheren Schulen so von der Schichtzugehörigkeit abhängig wie in Deutschland. Der hier vorgestellte Ansatz einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung zeigt überzeugend und stringent wie Ungleichheit und Ausgrenzung in Kindertageseinrichtungen überwunden werden können. In verschie