„Job Shadowing“ in zwei Children Centres
gesammelte Eindrücke von Stefanie Entzmann, Gesamtleitung Kindertagesstätten St. Josef, Stuttgart
„Wow, du gehst nach England…… – ist es nicht eher ungewöhnlich als Erzieherin auf Geschäftsreise zu gehen? – Absolutely! Dieser und andere ähnliche Kommentare waren die Resonanz, wenn wir außerhalb des Josis von unserem England – Trip berichteten.
Die 9 – köpfige Reisegruppe war bunt gemischt mit Mitarbeiterinnen unterschiedlichen Alters aus den Bereichen Kindertagesstätte, Flexible Gruppe und ambulante Hilfen zur Erziehung. Am 22.11. brachen wir für 5 Tage zum sogenannten „Job Shadowing in 2 Children Center in Richtung Wolverhampton auf. Die Reise bildete ein Highlight innerhalb unseres Projektes: Weiterentwicklung der Einrichtung zu einem Kinder- und Familienzentrum und konnte unter anderem durch die finanzielle Unterstützung der Dürr Stiftung verwirklicht werden.
Die Leiterin des Whitmore Reans Children Center Kali Lewis, die ich bereits bei meinem letzten Wolverhamptonbesuch im Mai 2008 kennen lernen durfte, organisierte für uns vor Ort die Studienreise.
Es wurde uns ermöglicht, im Whitmore Reans Children Center und im Dove Center in der Regel im Tandem an verschiedenen Angeboten für Familien wie beispielsweise „Stay and Play, „Antenantal Group oder „Parenting Puzzle teilzunehmen und an mehreren Tagen in unterschiedlichen Altersstufen in der Kindertagesbetreuung mitzuarbeiten. Dabei hatten wir stets eine Ansprechpartnerin und somit die Möglichkeit, unsere Fragen zu stellen. Ich selbst hatte die Gelegenheit, Kali in ihrem Alltag zu begleiten und dadurch die Leitungsaufgaben, die Strukturen und auch die Herausforderungen in einem Children Center besser kennen zu lernen.
Wir wurden mit einem „warm welcome empfangen und meine Mitreisenden waren gleichermaßen tief beeindruckt vom positiven, gastfreundlichen, wertschätzenden Umgang, wie er mir aus meinem ersten Besuch nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Es fehlte uns an nichts – außer manchmal an den entsprechenden Vokabeln. Neben unglaublich vielen Eindrücken, Impulsen, Fragen und Informationen auf fachlicher Ebene sorgten Kali, Carol und Joe dafür, dass wir ein buntes Abendprogramm genießen durften. Indisch Essen, Christmas Night Shopping, Pub-Besuch und was nicht fehlen darf, leckeres Fish and Chips essen.
Am Nachmittag vor der Abreise kamen wir bei köstlichen „Scones with Cream and Strawberrymarmelade noch mal alle zusammen, um mit unseren Gastgeberinnen über unsere Eindrücke, Empfindungen und Erfahrungen in den Austausch zu kommen. Wir fühlten uns fast ein bisschen „Important, nachdem auch die Verantwortliche der Stadt für alle Children Center in Wolverhampton an unserer Reflektionsrunde teilnahm und sehr interessiert an unseren Fragen, Beobachtungen und Rückmeldungen war. Wir diskutierten so gut es möglich war unter anderem über die Vor- und Nachteile von altergemischten Gruppen, stellten fest, dass die Einstellung zum Experimentieren mit Lebensmitteln in Deutschland eine völlig andere ist und formulierten sicherlich mehrmals die Einladung zu einem Gegenbesuch. Obwohl die Systeme, Strukturen und Rahmenbedingungen nicht vergleichbar sind, haben wir einige gute Anregungen und Impulse für unsere Arbeit mitgenommen.
Vor allem jedoch wieder die Erkenntnis, dass die Qualität in einem Children Center oder Early Excellence Center nicht automatisch durch die strukturellen Voraussetzungen gegeben ist, sondern diese lediglich die Grundlage für Respekt, eine gemeinsame Philosophie und ein gemeinsames Verständnis von Fachlichkeit darstellt.
Im Sinne einer lernenden Gemeinschaft sind wir sehr an einem Gegenbesuch und einer längerfristigen Partnerschaft interessiert, um im Sinne von „ best practice, das Beste voneinander zu lernen.
Stefanie Entzmann, Gesamtleitung Kindertagesstätten
Auszug aus einer Mail von Kali nach unserer Rückkehr
Your staff team made an excellent impression on me and my staff. At the Early Years Unit for 3 to 5 years the staff said that your staff were very deep thinking and the questions that they asked has made them think about their own practice. We will continue to question because it is good for our practice.
The team at the Centre also gave feedback that it would be good to make some comparisons of how children develop in different environments. Maybe this could be a project for us to do together? You also made us think about the pressure we are under from the Inspection authority and how we are always trying to put their requirements first instead of our own principles.
Steffi I think I will be here all night if I continue to tell you how much stimulation you and your staff provided. So I will try to record some more of the feedback really soon and send it to you.
Auszüge aus Erfahrungsberichten einiger Mitreisender:
Kerstin Mattlat , Erzieherin in Kita 5 :
„ Es war eine tolle spannende und aufregende Reise. Vor allem dass man als Erzieherin die Möglichkeit hat auf eine „Geschäftsreise zu gehen ist super. (-) Viel abschauen konnte ich dann doch auch und bin mit vielen tollen Ideen hierher zurück gekommen und hoffe dass die Zeit reicht und die Motivation anhält um die ganzen Dinge umzusetzen.
Stefanie Einbock, Heilpädagogin verantwortlich für Kinder mit Hilfen zur Erziehung in Kita 5:
„…. Was hat uns nun in Wolverhampton und Umgebung erwartet? Eine so friendly Aufnahme, dass sich jeder wohl fühlen konnte und man einen besonderen Blick für das Konzept bekommen hat. Mir ist klar geworden, warum diese Haltung, dieser positive Blick so wertvoll für die Engländer ist und sie aufgrund der stringenten Vorgaben des government noch länger brauchen, bis die Philosophie vollständig in den Einrichtungen lebt. (…) Ebenfalls bin ich stolz auf das, was wir hier bei uns im Josi erreicht haben. Welch tolle Gegebenheiten wir haben, die die Engländer nicht haben. Die Reise war eine tolle „Belohnung für das, was wir hier im Kinderzentrum St. Josef erreicht haben.
Monika Österle, Sozialpädagogin, ambulante Mitarbeiterin im Bereich Hilfen zur Erziehung
„ Ich fand es sehr schön, dass wir an allen Orten sehr herzlich aufgenommen wurden und wie selbstverständlich mitgehen konnten und fragen konnten. (…) Eine Gruppe fand ich auch erwähnenswert – die für werdende junge Mütter, die hier schon den Healthvisitor kennengelernt haben und eine Person, die in einer Schule eine Tagesbetreuung für Kinder anbietet, damit die jungen Mütter ihre Schule abschließen können. Toll war für mich auch mal wieder der Kontakt zu Kolleginnen im Haus und mich für ihre Situation interessieren zu können.
Marion Mayr, Sozialdiakonin, Leiterin ambulante Dienststelle Nord
„…Familysupport hat mich fasziniert. (..) alle Neugeborenen in den ersten zwei Monaten zu erreichen und diese Unterstützungsangebote machen zu können, finde ich genial – wie können wir das umsetzen ???? (..) In den Gruppen – wir machen es besser, bei uns ist EEC in Reinform angekommen, die Haltung stimmt. In England läuft ganz viel auf funktionieren hinaus, v.a. dann auch in der Schule. Drill ab 3 Jahren, mit 5 lesen und rechnen können – absurd, ich habe Margy erst nach dieser Woche richtig verstanden.
Doro May Erzieherin in Kita 2:
„ .. Besonders gefallen hat mir, dass die Erzieherinnen voll und ganz für die Kinder da waren. Es gab kein Telefon und sie konnten ganz bei den Kindern sein. (….) Die Einrichtungen haben sehr viel Druck von der Regierung. Oft setzen sie Dinge um, hinter denen sie selber nicht stehen, sie es aber machen müssen. Begeistert hat mich die Vielfalt von kreativen Angeboten, wo viel zugelassen wurde und die Kinder sich frei austoben konnten.
Helga Koch, Heilpädagogin in der flexiblen Gruppe:
„ …Das Elterntraining genannt Parenting-Puzzle ist vergleichbar mit Triple – P, jedoch leichter verständlich, auch für die Unterschicht. Wie bei Triple – P gibt es auch hier ein Programmheft und eine vorgegebene Anzahl von Trainingsstunden. Das Programm ist lebendig, mit Comics, und – dafür sind die Briten ja bekannt – mit viel Humor gestaltet.
Die Runde bestand aus ca. 15 Eltern. Es hat mich erstaunt, wie interessiert und engagiert die Eltern mitmachten. Sie tauschten sich aus, teilten offen ihre Probleme mit und hatten immer noch genug Grund zu lachen.
Zdenka Slavik, Kinderpflegerin in Kita 7:
„Meine Eindrücke: die Warmherzigkeit und Offenheit uns gegenüber, (..) ..wenn die Eltern nicht kommen – „wir bringen die Einrichtung zu den Eltern und Kindern; die großen Räume, der gute Personalschlüssel, der Garten nur für die Kleinen; die Sicherheitsmaßnahmen in der Einrichtung; wir zittern bei den englischen Temperaturen, haben dicke Jacken, Handschuhe an und die EngländerInnen laufen in Flip Flops rum, ohne Strümpfe, in T. Shirts und Tops, im Minikleid …..
NULL
im Whitmore Reans Children Centre
Fine Mess
Kali (rechts) mit einer Mitarbeiterin aus St. Josef
Die Reisegruppe reist…
…und tauscht sich aus.