Grußwort Heide Dürr

Qualitätskriterien im Early-Excellence Ansatz

Die ersten zehn Jahre sind prägend bei einem Menschen. Was sich so selbstverständlich anhört, wird in Deutschland in der Öffentlichkeit und der Politik erst seit kurzem thematisiert. Wie und was Kinder vor der Schulzeit lernen und mit welchen Mitteln jedes einzelne Kind in seiner ganz persönlichen Entwicklung bereits in frühen Jahren gefördert werden kann, stand lange nicht im Fokus der Bildungsdiskussion in Deutschland. Auch nicht, dass erst mit einer Einbeziehung der Eltern in die Bildungsprozesse ihrer Kinder nachhaltige Ergebnisse erzielt werden. Andere Länder sind in dieses Thema früher eingestiegen.

Die Heinz und Heide Dürr Stiftung hat sich im Jahr 2000 entschieden, einen ihrer Schwerpunkte auf die Förderung der frühkindlichen Bildung zu legen. Bei unserer Suche nach einem Ansatz, der auf Chancengleichheit bei der Bildung und Partizipation der Eltern ausgerichtet ist, sind wir auf den englischen Early Excellence Centre Ansatz gestoßen. Margy Whalley, die Ideengeberin des Ansatzes, hat einmal gesagt: „Wenn Kinderzentren effektiv mit allen Eltern arbeiten wollen, müssen ihre Mitarbeiter die traditionellen Arbeitsmethoden in Frage stellen. Kinderzentren müssen lernende Gemeinschaften werden, die sich respektvoll mit den Menschen beschäftigen (…).“ Nach diesem Vorbild haben wir in Zusammenarbeit mit dem Pestalozzi-Fröbel-Haus begonnen, in Berlin ein Modellprojekt aufzubauen. Wir haben nicht damit gerechnet, dass das Modell eine ganze Bewegung in Deutschland auslöst. Mittlerweile gibt es bundesweit eine Vielzahl von Einrichtungen, die sich am Early-Excellence-Ansatz orientieren. Und es werden immer mehr, die ihn umsetzen wollen.

Die von der Fachberatung des Pestalozzi-Fröbel-Hauses entwickelten Qualitätskriterien sollen all jenen, die sich an dem Ansatz ausrichten wollen, eine Orientierungshilfe geben. Sie sollen die fachliche Diskussion und den Austausch über Praxiserfahrungen weiter befördern. Der Early-Excellence-Ansatz setzt bei der Praxis an und entfaltet seine Stärken erst durch eine kontinuierliche Rückkoppelung mit den unterschiedlichen Erfahrungen, die bei seiner Umsetzung gemacht werden.

In Deutschland wird der Begriff Excellenz schnell mit elitär gleichgesetzt. Early Excellence geht es aber nicht um elitäre Förderung, sondern um jedes Kind, um eine gute und gerechte Praxis des zwischenmenschlichen Umgangs. Early Excellence setzt eine Haltungsänderung, eine positive Grundeinstellung gegenüber Kindern, Familien und Kollegen voraus; und Fachwissen über die neuesten Entwicklungen in der Elementar- und Erwachsenenpädagogik. Um die Entwicklungsprozesse von Kindern zu verstehen und durch geeignete Mittel zu unterstützen, ist es wichtig, mit den Eltern eine gemeinsame Sprache zu entwickeln.

Die Qualitätskriterien sollen helfen, das Fachpersonal in dieser Richtung zu sensibilisieren und zu schulen. Die Praxis in Berlin hat gezeigt, dass eine kontinuierliche Begleitung des Umsetzungsprozesses durch Fachberater oder weitere Experten und ein Austausch mit anderen, die die frühkindlichen Bildungsprozesse verstehen und befördern wollen, für die „lernende Einrichtung“ wichtig sind. Daher hat der Verein „Early Excellence – Zentrum für Kinder und ihre Familien e.V.“ über die letzten Jahre ein Netzwerk von Multiplikatoren aufgebaut, die sich austauschen, um voneinander zu lernen. Wir können Sie nur anregen, ihre Erfahrungen in unser Netzwerk einzubringen.

Der Qualitätskriterienkatalog basiert auf den praktischen Erfahrungen aus nun fast einem Jahrzehnt Early Excellence in Berlin. Wir danken den Autorinnen, Frau Kühnel und Frau Karkow, für die komplexe Darstellung der Early-Excellence-Philosophie, der Bausteine, Analyseverfahren und Auswertungsinstrumente. Ein besonderer Dank auch an Dr. Sabine Hebenstreit-Müller, Dr. Annette Lepenies und MA Jutta Burdorf-Schulz für die hervorragende Kooperation und fachliche Begleitung der Implementierung des Ansatzes in Deutschland.

Heide Dürr
Vorstandsvorsitzende Early Exellence – Zentrum für Kinder und ihre Familien e.V.


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Arbeitsmaterial für die Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit von Kindertagesstätten, Schulen oder Familienzentren, die sich mit dem EEC-Ansatz auseinandersetzen und sich professionalisieren wollen sowie für die kontinuierliche fachliche Diskussion.

Erschienen im Dohrmann Verlag, 9,60 Euro.