Besuch einer Londoner EEC-Einrichtung in Freiburg
EEC-Gesichter
Im Süden aktiv: Fachberaterin mit langer EEC-Erfahrung
Ein kurzer Blick zurück
Im Laufe meiner bisherigen Tätigkeit habe ich unterschiedliche Entwicklungen in den Kitas miterlebt. Die Beratungsanfragen haben sich verändert, die Angebotsformen in den Kitas sind vielfältiger und flexibler geworden, die Altersgruppen in den Kitas haben sich erweitert, Anforderungen an die Ausbildung und das Berufsbild sind gestiegen.
Viele dieser Veränderungen und aktuellen Themen waren grenzüberschreitend auch in anderen europäischen Ländern spürbar. Nicht nur in Deutschland beschäftigten wir uns mit flexiblen Betreuungsangeboten, der Qualitätsdebatte, der Entwicklung von Bildungsplänen, der Einbindung von Familien in den Kita-Alltag, der Betreuung von Kleinkindern oder mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Hirnforschung und Entwicklungspsychologie.
Early Excellence – Berührungspunkte
Meinen ersten Berührungspunkt mit den Early Excellence Einrichtungen hatte ich im Jahr 2000. Durch das Video „Das Rad erfinden, von Donata Elschenbroich bin ich auf das Pen Green Centre in Corby aufmerksam geworden, in dem die Leiterin Dr. Margy Whalley begeistert von ihrer Arbeit berichtete. Sie hat mich sofort in ihren Bann gezogen, ich war sehr berührt davon, wie vor allem Familien, die am Rande der Gesellschaft stehen, in diesem Centre akzeptiert sind. Es wurde deutlich, dass die Kinder und deren Eltern einen Ort gefunden haben, an dem sie willkommen und angenommen sind und an dem ein Miteinander gelebt wird, das für mich vorbildlich erschien. Besonders eindrücklich waren für mich die spürbare positive Haltung und der Respekt gegenüber dem einzelnen Menschen. Kinder, Eltern und Mitarbeiter/innen zeigten in diesem Centre, wie es gelingt, sich wohl zu fühlen, selbstbestimmt zu handeln und das bestmögliche aus sich entwickeln zu können.
Die Begegnungen
Für mich war klar, ich möchte diese Arbeit im Pen Green Centre sehen und habe 2002 in Corby um einen Besuch angefragt. Nach den Eindrücken meines Besuches war ich umso mehr überzeugt, von der Arbeit und dem Konzept, vor allem waren es Begegnungen, Haltungen, die den Ansatz glaubhaft machten.
Schließlich konnte ich drei Jahre später im Auftrag des Caritasverbandes eine Studienreise nach Corby und London organisieren. Teilgenommen haben Kolleg/innen, Kita-Leiterinnen, Lehrerinnen von Fachschulen, Dozentinnen und Mitarbeiter/innen bei Jugendämtern.
Die zweite Reise mit einer Reisegruppe nach Corby und Northampton folgte im Jahr 2007 und eine dritte Reise nach Corby im Jahr 2010, der hauptsächlich zum Austausch mit Margy Whalley diente. In zwei Londoner Centres konnte ich drei Tage hospitieren und weitere Eindrücke aus der alltäglichen Arbeit sammeln.
Zwischen der ersten und zweiten Reise konnte ich beim ersten Kurs der EEC Ausbildung 2006 des Vereins „Early Excellence – Zentrum für Kinder und ihre Familien in Berlin absolvieren und viele begeisterte Gleichgesinnte kennenlernen. Für mich war dabei für mein Berufsfeld wichtig: Wie können wir den Ansatz in unsere deutsche Realität übersetzen, wie können Grundlagen des Ansatzes auch für unsere Kitas von Bedeutung werden, wie können die vorhandenen Strukturen genutzt werden und wie kann eine Weiterentwicklung gemeinsam mit den Kitas angedacht werden?
Weiterentwicklung in den Tageseinrichtungen, einige Projekte und Konzepte
Damit sich interessierte Kitas nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch mit dem EEC Ansatz auseinandersetzen konnten, hat der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg im Rahmen eines Projektes im Jahr 2008 einen Austausch mit Mitarbeiterinnen aus EEC Einrichtungen ermöglicht.
Zwei Leiterinnen der Early Excellence Centre´s die wir in London bei der ersten Studienreise kennen gelernt hatten, wurden von uns zum Austausch mit deutschen Kitas eingeladen. Dabei standen pädagogische Ansätze, Beobachtungsinstrumente, und die Zusammenarbeit mit den Familien im Fokus.
Nicht nur unsere Kitas haben von dem Besuch der englischen Leiterinnen profitiert, sondern auch die Londoner Leiterinnen nahmen einige Anregungen mit, so wurde u.a. im Dorothy Gardner Centre eine zweite Ebene nach deutschem Vorbild eingebaut.
Der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg hat sich im Rahmen seines Projektes „Familie ist dran um die Weiterentwicklung von Kitas in Familienzentren eingesetzt, das Vorbild der Early Excellence Centres in der Zusammenarbeit mit Familien, der pädagogischen Arbeit und der Öffnung ins Gemeinwesen waren dabei wesentliche Grundpfeiler.
Im Rahmen dieses Projektes fanden 2009 drei Fachtage statt, zu denen wir Margy Whalley als Referentin gewinnen konnten. Sie begeisterte ein großes Fachpublikum mit Vorträgen und Gesprächen.
Der Herder Verlag hat mir durch das Angebot ein Buch zum Thema Erziehungspartnerschaft zu schreiben, eine weitere Möglichkeit eröffnet, den Ansatz aufzugreifen und für Kitas in die praktische Arbeit zu übersetzen. Das Buch „Eltern beraten, begeistern, einbeziehen wurde 2010 veröffentlicht.
Eine besonders intensive Form der Auseinandersetzung mit dem EEC Ansatz konnte ich durch Praxisbegleitungen in zwei Kitas machen. Eines war das Stuttgarter Kinderhaus St. Stefan. Gemeinsam mit dem Team wurde das Konzept entwickelt, erprobt und Teilschritte immer wieder reflektiert. Für mich war dies eine sehr wertvolle Zusammenarbeit, in der Begleitung über einen längeren Zeitraum die Entwicklung eines Teams mitgehen zu können.
Derzeit bin ich Ansprechpartnerin für Tageseinrichtungen die auf dem Weg sind, die sich weiterentwickeln wollen in Richtung Familienzentrum oder die Ansätze des EEC Konzeptes umsetzen wollen. Dies geschieht über Fortbildungen oder teilweise über Vorträge.
Ulrike Wehinger mit Margy Whalley