Gesichter des Netzwerks: Susanne Gebert

Susanne Gebert ist Pädagogin aus Leidenschaft. Schon früh wusste sie, dass sie den Beruf der Erzieherin ergreifen wollte. Und das tat sie – vor fast 40 Jahren. Ungebremst ist immer noch ihre Lust und die Freude, mit Kindern und Familien zusammen zu arbeiten. Eine kleine Selbstvorstellung.

Geboren bin ich 1958 als Nesthäkchen in eine Familie mit zwei schon erwachsenen Geschwistern. Aufgewachsen in sehr behüteten Verhältnissen, hatte ich so vier Bezugspersonen, die mich „erzogen“ haben.
In unserer Familie war meine Erziehung geprägt von Bestätigung, Lob und Zuwendung. Meine Entscheidungen wurden meistens akzeptiert, was viele damals für „maßloses Verwöhnen“ ansahen. Vielleicht konnten meine Eltern Vieles lockerer sehen und tragen, weil meine Geschwister den Kampf vorher schon ausgefochten hatten und ich davon profitierte. Was aber bei mir in der Erinnerung am stärksten noch heute nachwirkt, ist die bedingungslose Liebe in der Familie und das Wissen, was immer man auch anstellte oder in den Sand setzte, diese Liebe bleibt bestehen. Nach diesen Leitlinien haben mein Mann und ich auch unsere gemeinsame Tochter erzogen und geprägt.

 

Kinder stark machen

Meinen Eltern war eine gute Schulbildung sehr wichtig, weshalb ich auch in wirtschaftlich noch schwierigen Zeiten mein Abitur machen konnte. Studieren wollte ich allerdings nicht, war doch mein langgehegter Wunsch, Erzieherin zu werden. Ich wollte damals Kindern die Welt eröffnen, ihnen Wege des sozialen Miteinanders aufzeigen und ihnen das bedingungslose Vertrauen in sich selbst schenken, das mich stark gemacht hat. Ich wollte Resilienzfaktoren schaffen, die es Kindern ermöglichen, mit den meisten Situationen ihres Lebens „klar“ zu kommen.

Nach meiner sehr fortschrittlichen Ausbildung musste ich erleben, dass dieses Wissen und diese Einstellung in vielen Kitas noch nicht angekommen war. Ging es doch meist um Regelbewusstsein, Konformität, um eine „belehrende“ Haltung Kindern und Eltern gegenüber, angepasst sein, vorgefertigte Spielideen auszuführen etc. Eltern spielten keine Rolle im Kita-Alltag.

Meine große Schwester arbeitete damals schon am Pestalozzi-Fröbel-Haus. Was sie berichtete zeugte von Fortschritt, klang provokativ und neu. Ich begann mit meinem Anerkennungsjahr in der „Kita Barbarossastraße“ – und blieb dort für viele Jahre.

 

Early Excellence überzeugt

In den fast 38 Jahren wandelten sich die pädagogischen Konzepte, Eingewöhnungsmodelle, große und kleine Altersmischung, Situationsansatz und vieles mehr. Kein pädagogischer Ansatz hat mich allerdings mehr überzeugt als Early Excellence. Als ich schließlich die Leitung der „Kita Barbarossastraße“ übernahm, wollte ich diese Pädagogik mit meinem Team leben. Gemeinsam gingen wir im Jahr 2004 in den Transfer mit der unermüdlichen Unterstützung der Fachberatung durch Barbara Kühnel. Mit ermutigendem Erfolg und ausschließlich positiven Erfahrungen und Rückmeldungen von Eltern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aber auch die Kinder zeigten uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Alle wuchsen, lernten und gediehen. Eltern wurden zum festen Bestandteil der Bildungsbiographien von Kindern und wir arbeiteten gemeinsam an der Erziehung, Förderung und Bildung ihrer Kinder.

In der Zusammenarbeit mit dem Familienzentrum Kiezoase öffneten wir die Kita in den Sozialraum und ermöglichten Eltern, vielfältige Angebote über die Kita hinaus zu nutzen und schafften Konzepte für tragende Übergänge von der Familie in die Tageseinrichtung.

Auch nachdem ich die Leitung der Kita zugunsten der Ganztagsbetreuung in die kompetenten Hände meiner langjährigen stellvertretenden Leiterin und Mitstreiterin übergeben hatte, konnte ich die weitere Entwicklung in der Kita beobachten und freue mich, dass auch heute noch Early Excellence dort geatmet, gelebt und weitergeführt wird.

Zuletzt war ich Leiterin der Ganztagsbetreuung und auch dort verankerte ich Early Excellence in der Konzeption: In den Fortbildungen wurde das Team geschult und auch das Lehrerteam wurde miteinbezogen. Im Jahr 2012 starteten wir das Pilotprojekt „Early Excellence in Grundschulen“. Zwei Klassentandems, bestehend aus Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern, erprobten die ressourcenorientierte Beobachtung der Kinder im Unterricht, mit dem Schwerpunkt auf Engagiertheit und Wohlbefinden. Auch wenn das Projekt viele Stolpersteine überwinden musste, veränderte es die Haltung der Lehrkräfte extrem.

 

Neue Wege mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung

Seit Januar 2018 arbeite ich für die Heinz und Heide Dürr Stiftung. Ich möchte als Fachberaterin und Koordinatorin Early Excellence in Berlin und Umgebung verbreiten und implementieren, Teams ermutigen und unterstützen, die sich auf den Weg machen, und meine eigenen Erfahrungen aus der Praxis einbringen, damit viele Kinder, Familien aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Atmosphäre einer Early Excellence-Einrichtung wachsen, forschen, lernen und aufblühen können. In diesem Sinne freue ich mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Early Excellence-Netzwerk.