Gesichter des Netzwerks

„Early Excellence ist für mich mehr als ein guter pädagogischer Ansatz. Early Excellence bietet Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen.“ – Portrait Andreas Schenk, Hannover

 

Guten Tag,

ich heiße Andreas Schenk.

Gelernt habe ich mal Schaufenstergestalter, arbeite aber seit 28 Jahren als Sozialpädagoge, aktuell als Sachgebietsleiter für Personal und Organisation der städtischen Kitas. Bis November 2014 war ich Fachberater und habe sechs Jahre lang das Programm Familienzentren in Hannover koordiniert und mich dabei intensiv mit dem Early-Excellence-Ansatz beschäftigt. Besonders beeindruckt mich nach wie vor der konsequente positive Blick auf Menschen und die Grundhaltung, dass jeder Mensch Potenziale hat, über Fähigkeiten verfügt, die Dinge (wieder) in die eigenen Hände zu nehmen. Das leitet mich beruflich als Personalverantwortlicher für Kitas genauso wie als Berater für EEC & Partizipationspädagogik.

Geboren bin ich 1960. Meine Pubertät und persönliche Prägung fiel in die erste Hälfte der siebziger Jahre, eine Zeit politischer Veränderungen. Mehr Demokratie wagen und eine gerechtere Gesellschaft schaffen sorgte bei uns zuhause am Küchentisch für fast täglichen Gesprächsstoff.

Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie. In der Grundschule machte ich Bekanntschaft mit Unterschieden, die (damals) gemacht wurden. Nach der vierten Klasse wurde „die Spreu vom Weizen getrennt“ und „gute Arbeiterkinder“ blieben auf der Hauptschule. Nach meiner handwerklichen Ausbildung profitierte ich vom zweiten Bildungsweg, machte meine Hochschulreife nach und studierte im Anschluss Sozialpädagogik.
Meine erste berufliche Station hatte ich 1988 in der offenen Jugendarbeit. 1992 wechselte ich in die Kita Gronostraße in Hannover, arbeitete dort mit Hortkindern und als stellvertretende Leitung, später als Leitung der Einrichtung.
Mit der Lage im damaligen größten Notunterkunftsgebiet der Stadt Hannover betreute die Kita in acht Gruppen ausschließlich Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Bis in die frühen 1990er-Jahre waren die Pädagogik der Einrichtung und die Haltung zu den Eltern davon geprägt, familienersetzend zu arbeiten. Wir pädagogischen Profis wussten also am besten, wo es langgeht. Den Eltern wurde damit, aus heutiger Sicht, die Erziehungsfähigkeit abgesprochen. Mit dem Ergebnis: wir hielten die Eltern fern, die Eltern hielten sich von der Kita fern.
Das Angebot der Kita Gronostraße, Eltern zu unterstützen, reichte zwar bereits bis in die 1980er-Jahre zurück, war aber fürsorgerisch und von einer „belehrenden“ Haltung geprägt. Es gelang kaum, einen nachhaltigen Einfluss auf die Bildungs- und Zukunftschancen der zu betreuenden Kinder zu nehmen.

Ohne Eltern geht es nicht.
Die Erkenntnis, dass Eltern immer das Beste für ihre Kinder wollen, führte Mitte der 1990er-Jahre zur Entwicklung von ersten Angeboten in der Kita Gronostraße, die an den Bedarfen der Eltern anknüpften. Zum Beispiel Kurse in Deutsch als Zweitsprache, Schwimmkurse, internationale Frauenstammtische, Elterncafés, Familienausflüge.* Ab 2001 entwickelte sich daraus die Idee, die Kita zum Familienzentrum weiterzuentwickeln, und später entstand das Rahmenkonzept für Familienzentren in Hannover. Auf EEC sind wir durch einen Filmausschnitt über die integrierte Familienarbeit im Pen Green Centre in Corby gestoßen. Dort wurde gezeigt, wie Eltern am Kita-Alltag ihrer Kinder beteiligt waren.

Mit der Einweihung der Kita Gronostraße als erstes Familienzentrum im Mai 2006 konnte der Ansatz der integrierten Familienarbeit durch verlässliche und zusätzliche finanzielle Unterstützung der Stadt Hannover nachhaltig weiterentwickelt werden.

Das Konzept ging auf, wie auch das Zitat einer Mutter aus der Kita Gronostraße über die Veränderungen im Zuge der Umgestaltung zum Familienzentrum zeigt: „Eigentlich gefällt einem alles, was jetzt hier so passiert. Ich meine, es hat sich viel geändert, das ist jetzt ein Familienzentrum und nicht mehr Kindergarten. Damals war das hier ein ganz normaler Kindergarten, jetzt haben sie es als Familienzentrum eingerichtet. Ich finde, das ist eine sehr gute Idee: Zuerst für die Kinder, für die Eltern und auch für die Kontakte zwischen Erziehern und Eltern. Familienzentrum bedeutet, dass es viel Kontakt mit Familien, mit Erziehern und Familien geben muss und nicht nur speziell mit dem Kind. Und das ist eine wirklich gute Idee.“ (Vgl. „Von der Kita zum Familienzentrum – Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitforschung“, Hannover, März 2009, Prof. Dr. E. Krieg, B. Meinig, S. Wustrack)

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Mittlerweile werden in Hannover 39 Kitas zu Familienzentren weiterentwickelt. Zusätzlich sind die Programme „Stadtteilmutter“ und „Gemeinsam Wachsen-Gruppen“ (am Modell der Growing Together Groups, Pen Green Centre in Corby) entstanden und in fast allen Familienzentren integriert. Durch die Unterstützung der Heinz und Heide Dürr Stiftung konnte ein eigener Early-Excellence-Fortbildungsbereich für die Fachkräfte etabliert und der EE-Ansatz nachhaltig in das Programm in Hannover integriert werden. Seit 2013 werden auch in Hannover EEC BeraterInnen ausgebildet. Fortbildungsanfragen zu Early Excellence kommen aus ganz Norddeutschland und werden im Rahmen der EEC-Netzwerksarbeit in Hannover koordiniert.

Persönlich und beruflich bin ich dem EEC-Gedanken noch immer eng mit Kopf, Hand und Herz verbunden. Als EEC Berater begleite ich gern Teams, die sich auf den Weg machen und entdecke dabei selber immer wieder etwas Neues.

Ach so, ich bin verheiratet und habe einen Sohn, der 26 Jahre alt ist.

Hannover, im August 2016
Andreas Schenk


Andreas
Andreas Schenk, Hannover