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Was macht einen guten Pädagogen aus? – Die Tagung „Kinder beobachten und Talente fördern“ stellte Projektergebnisse vor

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Prof. Dr. Ferre Laevers

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Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller

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Ludo Heylen

Ivan
Ivan van Gucht

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Prof. Dr. Marc Schulz

Die individuelle Förderung eines jeden Kindes ist ein hoher Anspruch, der an Schulen gestellt wird. Wie kann sie gelingen? Diese Frage stand im Zentrum der Fachtagung „Kinder beobachten und Talente fördern – Early Excellence in Grundschulen“ am 02.10.2015 im Pestalozzi-Fröbel-Haus.

Präsentiert wurden die Abschlussergebnisse des Projekts „Early Excellence in Grundschulen“, das von Ende 2012 bis Mitte 2015 an zwei Berliner Grundschulen (der Grundschule am Barbarossaplatz und der Fichtelgebirge-Grundschule) unter Leitung von Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller lief. Bei diesem Projekt erarbeiteten zahlreiche pädagogische Fachkräfte mit fachlicher Unterstützung des Zentrums für erfahrungsorientierte Pädagogik (CEGO) in Leuven/Belgien Methoden der Beobachtung für den schulischen Alltag. Diese orientieren sich an der so genannten Leuvener Engagiertheitsskala – ein Verfahren zur Einschätzung der pädagogischen Qualität in Kitas und Schulen.

Im Zentrum der Leuvener Engagiertheitsskala stehen die Kriterien „Engagiertheit“ und „Wohlbefinden“ eines Kindes. Die Grundannahme ist, dass jedes Kind das Bedürfnis hat, sich selbst zu verwirklichen und Leistung zu erbringen. Ein Kind möchte seine Talente zur Entfaltung bringen, und dies gelingt dann am besten, wenn es sich in seiner Lernumgebung wohl fühlt. Für pädagogische Fachkräfte bedeutet dies: Die Herausforderung bei der Schaffung einer guten Lernatmosphäre besteht in der sensiblen Balance zwischen anregen, unterstützen, fordern und Freiheit geben. Hier haben sich die ProjektteilnehmerInnen aus den beiden Schulen auch inspirieren lassen von dem in Belgien entwickelten „Talente-Archipel“. Wie sie diese Methode zur Förderung der Talente von SchülerInnen auf ihre eigene Praxis übertragen und dabei zugleich etwas Neues entwickelt haben, wurde während der Tagung in Arbeitsgruppen anschaulich vorgeführt.

Die während des Projekts erlernten Beobachtungsmethoden und die Talente-Arbeit werden in beiden Schulen auch nach dem Auslaufen des Projekts angewandt und fortgeführt. Die Schulen können sich dabei auf ein „Handwerkszeug“ stützen, das sie selbst erarbeitet und an die spezifischen Bedingungen ihres Schulalltags angepasst haben. Dieses kann auch anderen Schulen Anregung geben.

Das Projekt wurde gefördert durch die Heinz und Heide Dürr Stiftung.

ZITATE
Tagung „Kinder beobachten und Talente fördern“, PFH 02.10.2015

Prof. Dr. Ferre Laevers, Zentrum für erfahrungsorientierte Pädagogik (CEGO), Belgien:
Wissen ist nicht eine Serie von Kenntnissen, es gehört viel mehr dazu. Wenn wir erfahren möchten, wo ein Kind mit seiner Entwicklung steht, dann konfrontieren wir es mit einer komplexen Situation, das heißt: mit der Realität.

Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller, Pestalozzi-Fröbel-Haus:
Immer geht es bei Early Excellence darum, Kinder individuell zu fördern und zu unterstützen, dabei die Eltern einzubeziehen und die Einrichtung zu öffnen für Familien und Kooperationspartner im Stadtteil. Wer wollte behaupten, dass all dies nicht auch Schule beträfe?

Ludo Heylen, Zentrum für erfahrungsorientierte Pädagogik (CEGO), Belgien:

30% der Leistungsergebnisse eines Schülers können vom Lehrer beeinflusst werden. Wenn ein Lehrer eine gute Beziehung zu einem Kind hat, wenn der Schüler bzw. die Schülerin sich wohl fühlt, dann sind die Schulergebnisse besser.

Ivan van Gucht, Zentrum für erfahrungsorientierte Pädagogik (CEGO), Belgien:
Ein verlässlicher Faktor für tiefgreifende Lernprozesse ist die Engagiertheit eines Kindes. Engagiertheit, d.h. die Qualität des Lernens, kann man messen. Die Messmethoden stellen wir in Arbeitsbüchern vor. Auch prüfen wir: Stimmt die Arbeitsweise des Lehrers mit dem überein, was Kinder brauchen? Der Lehrer-Stil macht den Unterschied.

Prof. Dr. Marc Schulz, Fachhochschule Köln, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften:
Die im Pilotprojekt erarbeiteten veränder-ten Blickweisen auf Kinder setzen sich deutlich von den schulüblichen Lerndiagnostikinstrumenten ab. Dies ist deshalb wichtig, da diese Blickweisen Bedingung und Voraussetzung für eine inklusive und zugleich individuelle Lernbegleitung sind.

Pestalozzi-Fröbel-Haus, www.pfh-berlin.de, Julia Ziegler