Gesichter des Netzwerks

Beruflich und privat begeistert von Early Excellence: Marlies Leifken

 

Marlies Leifken
Erzieherin und Diplompädagogin
Fachberaterin beim DRK Kreisverband Coesfeld
EEC Beraterin
NRW Multiplikatorin Alltagsintegrierte Sprachbildung

Immer wenn ich Kinder sehe, die an Bachläufen, auf der Wiese oder im Wald versunken und vertieft kreativ spielen, sich dabei unbeobachtet fühlen und lustvoll „ausprobieren“, geht mir mein Herz auf. Leider ist das nicht allen Kindern möglich!
Deshalb muss sich aus meiner Sicht die Arbeit in den Tageseinrichtungen, in denen Kinder immer mehr Zeit ihres Alltages verbringen, verändern!

Schon in meiner frühen Jugend hat ich mich die ursprüngliche, offene und ehrliche Art von Kindern fasziniert.
Das ist wohl auch der Grund, warum ich mich sowohl beruflich als auch privat mit Kindern beschäftigt habe.

Ich habe drei mittlerweile erwachsene Kinder und eine Enkeltochter, die mein Leben bereichern. Ich freue mich auf mein zweites Enkelkind, das Ende des Jahres geboren wird.

Nach meinem Abitur habe ich Pädagogik mit dem Schwerpunkt Vorschulerziehung studiert. Meine ersten beruflichen Schritte habe ich dann im Bereich der Heilpädagogik unternommen. Nach einer langen beruflichen Pause, in der ich meine Kinder betreut habe und viele Erfahrungen mit PEKiP-Gruppen sammeln konnte, habe ich eine Tätigkeit in der gemeinsamen Erziehung in einer Kindertageseinrichtung begonnen. Hier kamen deutlich die Aspekte der individuellen Förderung und die enge Zusammenarbeit mit den Eltern zum Tragen. Zwar sprach man damals noch nicht vom „positiven Blick“ und von Eltern als „Experten“ ihres Kindes, aber rückwirkend betrachtet war es genau diese Haltung, die für diese Arbeit grundlegend wichtig war.

Seit elf Jahren arbeite ich nun für das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Coesfeld im Münsterland als pädagogische Fachberaterin. Ich betreue und berate 23 Kindertageseinrichtungen und Familienzentren.
Als das Land NRW den Ausbau der Familienzentren vorantrieb, war ich auf der Suche nach einem guten Vorbild. Dabei wurde ich auf die Early Excellence Centres in England aufmerksam. Passend dazu fand die erste Multiplikatorenfortbildung des Early-Excellence-Vereins 2006 in Berlin statt, an der ich teilnehmen konnte.

Der Early-Excellence-Ansatz hat mich von Anfang an fasziniert. Die Grundhaltung, das Bild vom Kind, die Wertschätzung Kindern und ihren Familien gegenüber entsprechen dem DRK-Leitbild und auch meiner persönlichen Haltung. Der positive Blick auf das Kind, auf seine Stärken, und die Anerkennung der individuellen Entwicklung wird in diesem Ansatz verbindlich festgehalten und in der Praxis gelebt.

Nachdem ich den Kitas in meinem Zuständigkeitsbereich die Early-Excellence-Arbeit vorgestellt habe, konnte ich sehen, wie meine Begeisterung sich übertrug. 2008 machten wir mit den Trägern und den Kitaleitungen einen Studienbesuch in Berlin, um den deutschen EE-Pionieren über die Schulter zu schauen.
Die Begeisterung war groß, und so machte ich mich mit zunächst drei Einrichtungen auf den Weg der Umwandlung. Im Laufe der Jahre sind acht weitere Einrichtungen hinzugekommen.

Mittlerweile sind wir intern vernetzt über Arbeitskreise und Patenschaften und haben auch regional übergreifend den Austausch mit den Mülheimer Early-Excellence-Kitas.
Natürlich gab und gibt es in den Kitas Stolpersteine, aber diese wurden mit Geduld und positivem Blick individuell überwunden.

Ein wichtiger Faktor für unseren Erfolg ist die Freiwilligkeit. Unsere Kitas und die Teams gehen den Weg des Early-Excellence-Ansatzes, weil sie das wollen und weil sie überzeugt sind, dass das der richtige Weg ist. Wir haben Kitas, die in die offene Arbeit gegangen sind, aber auch solche, die sich nur teilweise geöffnet haben. Verbindlich für alle aber sind der ethische Code und die pädagogischen Strategien. Außerdem liegt der individuellen Förderung ein verbindliches ressourcenorientiertes Beobachtungssystem zugrunde. Ein wesentliches Merkmal aller Einrichtungen ist die Raumgestaltung und die nicht alltägliche Materialauswahl. Ebenso kommt dem Außenbereich eine große Bedeutung zu.

Die Zusammenarbeit mit den Eltern als den wichtigsten Bezugspersonen ihres Kindes gelingt in einer Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung. Wenn Erzieher und Eltern in engem Austausch zum Wohle des Kindes stehen, können auch schwierige Situationen gemeistert werden. In unseren EEC-Kitas merke ich, so wie es mir bei den Hospitationsbesuchen in England gegangen ist, diese positive Atmosphäre, die eine elementare Wirkung auf das kindliche Lernen hat.

Die erste Einrichtung, die DRK Kita „Wolkenland“ in Dülmen, hat sich nun zur Zertifizierung als EEC-Kita angemeldet, und wir sind sehr gespannt auf eine externe Einschätzung! Wir hoffen, dass sie bei unserem zweiten großen Fachtag im Oktober 2015 offiziell zertifiziert wird.

Für mich persönlich hat sich die Auseinandersetzung mit dem EEC-Ansatz auch auf mein privates Umfeld ausgewirkt: Ich denke noch positiver, nehme mir mehr Zeit für Wesentliches und freue mich noch mehr über lebhafte, kreative, eigenwillige und individuell verschiedene Persönlichkeiten!
Ich hoffe, dass der bewusste Blick auf die individuellen Stärken der Kinder wieder mehr Freiraum zum „einfach nur Spielen“ gibt. Der gelebte EEC-Ansatz in unseren Kitas trägt auf jeden Fall ein Stück dazu bei!

Marlies Leifken