EEC-Gesichter

Early Excellence – was sonst?Jutta Burdorf-Schulz berichtet über ihren Werdegang

Geboren wurde ich 1958 in Niedersachsen im kleinen, beschaulichen Städtchen Hoya an der Weser. Mit 16 Jahren begann ich eine Ausbildung zur Erzieherin in Celle und arbeitete nach meinem Abschluß noch zwei Jahre in einem Kinderheim.
1981 ging es beruflich dann weiter voran, als ich einen Studienplatz an der evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Hanover bekam und eine aufregende Zeit als Studentin in vollen Zügen genießen konnte. Danach kam die raue Realität der Praxis. Ich arbeitete als Sozialarbeiterin in der Offenen Jugendarbeit und musste erkennen, dass es nicht immer einfach ist, mit Jugendlichen einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ich machte alledings auch die Erfahrung, dass Tätigkeiten der Leitung, wie Planung, Organisation und Verwaltung durchaus interessant und herausfordernd sind.

Deshalb entschied ich mich 1990, nachdem ich inzwischen stolze Mutter von zwei reizenden Töchtern (Zwillingen) geworden war, beruflich für einen Neustart und nahm an einer zwei jährigen Weiterbildung zur Betriebswirtin teil. In dieser Zeit kam ich dann allerdings zu der Einsicht, dass meine eigentliche Leidenschaft weiter der sozialen Arbeit gehört und schrieb meine Abschlussarbeit zum Thema „Controlling in sozialen Einrichtungen. Dieser Verbindung blieb ich dann auch treu und arbeitete als Leiterin einer Koordinierungsstelle für Niedersächsische Frauen- und Kinderschutzhäuser in Hannover.

Außer meiner Familie und der Sozialarbeit, habe ich noch eine weitere große Leidenschaft: Die Fazination anderer Kulturen und ihrer Menschen. Mit der ganzen Familie machte ich mich deshalb 1994 nach Uganda / Ostafrika auf, und arbeitete als Entwicklungshelferin des DED beim dortigen nationalen Dachverband für Frauengruppen. Dieser Wechsel in eine total andere Lebenswelt mit ihren eigenen sozialen Strukturen und Gesetzen, war für die ganze Familie sehr prägend und nachhaltig. Bis heute tut es gut, neben allen gesellschaftlichen Problemen, ab und zu die afrikanische Brille aufzusetzen und zu sehen, wie priviligiert und abgesichert das Leben hier in Deutschland ist.

1994, nach knapp vier Jahren, kehrten wir zurück nach Deutschland und wagten einen neuen Start in Berlin. Die ersten Jahre betätigte ich mich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, da es mir ein Anliegen war, Erfahrungen und Eindrücke des Lebens in einem afrikanischen Land weiterzugeben und daran mitzuwirken, dass hier ein bißchen mehr über den Tellerrand geschaut wird. Ich war in dieser Funktion für den Deutschen Entwicklungsdienst und für die Fachstelle für entwicklungsbezogene Pädagogik des Comenius Instituts tätig. In dieser Zeit beschäftigte ich mich u.a. mit Programmen und Perspektiven interkultureller, vorurteilsbewußter und antirasistischer Erziehung. Es gibt in diesem Kontext gute und wertvolle Konzepte, aber letztendlich wurde mir klar, wie entscheidend es ist, bereits im frühpädogogischen Bereich mit den ganz jungen Kindern und ihren Familien zu beginnen.

Es war deshalb für meine berufliche Entwicklung ein großes Glück, auf das Konzept der Early Excellence Centre in England zu stoßen und im November 2000 als Projektleiterin des Modellprojekts: Kinder- und Familienzentrum Schillerstraße des Pestalozzi-Fröbel-Hauses zu starten. Ich bin der Übezeugung, dass dieser Ansatz, wo sich eine ressourcenorientierte pädagogische Arbeit auf hohem Niveau, die die Eltern partnerschaftlich einbezieht und gleichzeitig auf die Unterstützung der ganzen Familie setzt, einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Zukunftschancen aller Kinder und positive Einflüsse für unser Gemeinwesen leisten kann.
Meine Begeisterung für den Ansatz veranlasste mich von 2004 – 2007 berufsbegleitend ein Masterstudium am Pen Green Centre in Kooperation mit der Universität Leicester zu absolvieren. Zurückblickend war diese Zeit zwar sehr anstrengend, aber gleichzeitig auch ein sehr erfüllendes Erlebnis, da ich die Kraft der ressourcenorientierten Unterstützung durch das dortigen Ausbildungsteams erleben konnte und ich dann im Sommer 2007 den Abschluß ‚MA of Arts for Integrated Provision for Children and Families‘ gemeinsam mit meinen Mitstudierenden ‚standesgemäß‘ mit Hut und Mantel feiern konnte.
In Berlin wechselte ich 2006 innerhalb des PFH vom Modellprojekt Schillerstraße zum Nachbarschafts- und Familienzentrum Kiezoase in Berlin-Schöneberg und übernahm die Leitung einer traditionsreichen Einrichtung, die bereits Ende der 50iger Jahr im letzten Jahrhundert gegründet wurde.

Auch in meiner neuen Zentrum war und ist es mir ein großes Anliegen den EEC Ansatz auf allen Ebenen meiner Tätigkeit zu verankern und nachhaltig umzusetzen. Die positve Atmosphäre des Hauses, die anhaltende große Nachfrage nach unseren vielfältigen Angeboten und Mitmachstrukturen von Seiten der Familien und der Menschen im Sozialraum, sind der Beweis und die Früchte, die diese Arbeitsweise in pädagogischen und sozialen Einrichtungen bewirken kann und es macht mir große Freude, ein Teil dieser lebenden Organisation zu sein.

Paralell wirke ich ebenfalls seit 2006 an der Entwicklung und Durchführung der MultiplikatorInnen Weiterbildung zur EEC Beraterin des Vereins Early Excellence e.V. und des PFH mit und bin verantwortlich für die Gesamtorganisation der jährlich an 18 Tagen stattfindenen Weiterbildung. Es erfüllt mich schon mit etwas Stolz, dass wir gemeinsam als Referentinnen-Team und mit der Unterstützung des Vereins inzwischen bereits 140 Berater und Beraterinnen aus verschiedenen Teilen Deutschlands und Österreich weitergebildet haben.

Ich hoffe, auch in Zukunft meinen Beitrag an der Übertragung und Verbreitung des Early Excellence Ansatzes leisten zu können und kann allen interessierten Fachkräften nur Mut machen, sich auf den Prozess der Umsetzung einzulassen und sich auf eine spannende und gewinnbringende Praxisreise zu begeben.


J.
J. Burdorf-Schulz als Master-Absolventin in England

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… mit Kollegen vor der Kiezoase in Berlin